Sonntag, 10. Februar 2008

»Heimatland!«

So, der Sobli berichtet, was Couchepin wirklich gesagt hat, nachdem sich Christoph Mörgeli »nicht mehr ans Amtsgeheimnis gebunden fühle« - eine interessante Formulierung, die impliziert, dass Geheimnisse Gefühlssache sind und man, wenn man sich darüber hinwegsetzen möchte, das auch tun kann. Zudem ist die Sache tückisch, da es sich um seine Abschrift des Tonbands handelt, die also keinen offiziellen Status beanspruchen kann. Sehen wir uns diese Abschrift aber mal an:

«[...] A la fin, il y a quand même des choses qu´on n´a pas le droit de faire. Pas ne? [Lange Kunstpause] Sinon, on en arrive aux recherches du docteur ... öh ... j´ai dû redemander son nom parce que je croyais que c´était le docteur Mörgele, mais c´était le docteur Mengele [teilweise grosse Heiterkeit] qui a fait des études ... [fortwährende Heiterkeit, Unruhe, Zwischenruf Nationalrat Oskar Freysinger: ‹Heimatland!›] ... des études terribles, le docteur Mengele qui avait repoussé ... [fortwährende Heiterkeit] ... pourquoi vous riez? [neu einsetzende, noch grössere Heiterkeit] ... qui a repoussé toutes les choses jusqu´au bout. [...]» (Quelle)
So falsch waren Couchepins Aussagen trotz allem aber nicht, zudem ist die Anspielung auf Mörgeli eine sehr starke Interpretationssache, das Lachen der Kommission ist das stärkere Zeichen als die Äusserung Couchepins.
Was für ein Zeichen? Man erinnere sich an die Heiterkeit, den Jubel nach der Abwahl von Blocher. Nun wurde ein rechtspopulistischer Politiker durch eine stramm rechtsbürgerliche Frau ersetzt, kein Grund für Linke, zu jubeln. Offenbar muss da aber emotional so viel mehr im Spiel sein, als sich rational erklären lässt, sprich: Der Stil der SVP, die Häme, die Nähe zu rechtsextremem Gedankengut, das stets im Mantel eines demkoratisch-heimatlichen Denkens daherkommt, ist eine Provokation, welche innerhalb des politischen Diskurses eine Herausforderung darstellt, auf die keine adäquate Reaktion bereit steht. So ist wohl dieser Jubel, so ist wohl dieses Lachen zu verstehen; und so typisch ist es auch, wenn Freysinger mit einem kräftigen »Heimatland!« zur Besinnung aufruft.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

was svp-ler freysinger in der kommission noch sagte, ist noch dümmer, als jenes von couchepin. er sprach von der genozid- (völkermord-) bilanz seines parteikollegen mörgeli. siehe auch in meinem blog.