Mittwoch, 30. Januar 2008

Die beste Sprache

Man darf sich keine Illusionen machen: Nicht jede Sprache ist gleichwertig. (Ganz generell ist die Vorstellung, dass unterschiedliche Dinge grundsätzlich gleichwertig seien, etwas irr und wirr.)
Seien wir mal ehrlich: Viele Sprachen haben grosse Nachteile. Die typische amerikanischen Touristen wirken deshalb so dämlich, weil man sie überall versteht, nicht, weil wir im Urlaub weniger dämlich wären. Sprecher von asiatischen Sprachen wirken meist hypernervös; ebenfalls ein gravierender Nachteil. Inder wirken irgendwie immer niedlich, Schweizer ebenfalls; während Sprecher nordischer Sprachen leicht frostig wirken. Slavische Sprachen sind zu ähnlich, als dann man Leute richtig einordnen könnte, der pauschale Ost-Stempel ist eher ungünstig.
Dann gibt es sprachsystemische Probleme: Zu komplexe Features einer Sprache sind eher hinderlich, während die Absenz von Absonderlichkeiten zur Lahmheit einer Sprache beiträgt.
Dann gibt es noch die Alphabetisierungsproblematik: Lateinische Schrift ist für die Sprache der Wahl wohl ausgeschlossen; wie auch chinesische Schriftzeichen, die allenfalls zum Tattoo taugen (schon mal überlegt, ob wohl gewiefte Chinesen allen europäischen Tätowierern falsche Angaben gemacht haben, so dass alle, die das Zeichen für Glück, Freude oder Affenschwänze tragen, eigentlich was ganz anderes (Vorschläge in den Kommentaren, bitte...) auftätowiert bekommen haben?) Gut, back to topic:
Die Wahl fählt daher auf die arabische Schrift. Die ist hinreichend hübsch anzuschauen, einigermassen variabel (die Buchstaben verfliessen ineinander) und doch nicht von äußerster Kompliziertheit.
Die Sprache meiner Wahl ist dann Persisch, das hier dokumentiert ist:

Es gibt eine Reihe weiterer Gründe für diese Wahl, die ich nur antönen kann: Die herrliche Problematik, ob die Sprache nun Persisch oder Farsi heissen soll, darf, kann (sie heisst natürlich Persisch, sonst hätte ich das nicht geschrieben), die historische Wandelbarkeit der Sprache, die verschiedenen Einflüsse, ich käme gar nicht mehr aus dem Schwärmen, müsste ich alles auflisten.
(Eine mögliche Alternative wäre noch die Sprache, die diese Dame singt: )

Dienstag, 29. Januar 2008

Euphemismen

In der losen Serie "Wunschposts" der zweite Streich: Euphemismen.
Meine erste Assoziation war George Carlin, mit dem ich mich vor einigen Jahren mal auseinandergesetzt habe. Zwei seiner Sketches gefallen mir besonders, der hier über Flughafensicherheit, und der hier:


Die Beispiele sind recht schlagend, müssen aber durch Alltagsbeispiele ergänzt werden. Ich beginne mal und hoffe dann auf zahlreiche Kommentare (Listen gibts übrigens im Netz schon, das interessiert weniger, gesucht sind spezielle):

  • »powered by« für irgendwelche diffusen Marketingaktivitäten
  • iPhone für ein Mobiltelefon, das kann, was andere auch können, einfach etwas sexier ist
  • Bonus für Lohnbestandteil (vgl. Kommentare und NZZ)
  • sämtliche kindergerechten Bezeichnungen für Geschlechtsorgane (auch hier wäre wieder ein Wunschpost ausgeschrieben: Wie sagt man einen Kind, wie das da unten heisst, ohne dass es verniedlichend oder biologistisch wirkt)
  • file sharing, peer to peer, ... Web 2.0 slang
  • Pädagogikslang: Lernziele, Evaluation, Förderung etc.
  • Trinkgeld - ist das wirklich ein Eu-phemismus?
Mehr folgt, schliesse mal vorerst ab, ergänze aber laufend. Kommentare sind erwünscht!

Andreas Thiel bei Giacobbo/Müller


Schon weil die Kronenhalle in seinem - sagt man dafür Sketch? - vorkommt, müsste ich mich zu Andreas Thiels Auftritt verlautbaren lassen. Reduzieren wir den Mann mal auf seinen Intellekt und lassen sein Peter Handke-Styling mal aussen vor. Allerdings steckt vielleicht gerade in dieser Analogie mehr, als man auf den ersten Blick denken würde: Während Handkes politische Inkorrektheit eine Art Programm ist, das nicht immer ganz verständlich und nicht immer ganz rational gewesen ist, so scheint hier eine Art überlegen-abgehobene Intellektualität durch diese schampar provokative Form des Umgang mit politischen Sprengthemen bewusst angereichert worden zu sein.
Zum Inhalt kann ich kaum was sagen -

»ein Modell tritt in Paris aufs Parkett«
»in Iran wird nach Uran gesucht«:
Zeigt man schon Medienkompetenz, wenn man solche Anspielungen versteht? Oder gibt es einen Payoff ganz anderer Art, wenn man sich durch diese Wortspielereien einlullen lässt? Ich kanns nicht beurteilen. Vielleicht noch eine letzte Bemerkung zur Syntax: Stand-Up-Comedy lebt ja im Normalfall von einem autobiographischen Gestus, man erzählt man so spontan, was man Aufregendes erlebt hat. Thiel wählt da einen ganz anderen Ansatz, den man vielleicht synchrones Denken nennen könnte: Nicht nur, schafft er es, auf subtile Art, den schweizerischen Kulturbetrieb (der scheint ihn ganz besonders zu stören), die schweizerische Sozialdemokratie und paramedizinische Heilformen zu kritisieren, sondern er verbindet diese Kritik auch noch (»während...«) mit dem Fokus des aussenpolitischen Interesses. Man würde sich wünschen, so ein Mann würde der Tagesschau neues Leben einhauchen, da könnte die neue Struktur auf einen ganz neuen Level gehoben werden...
(Darf ich dazu noch was sagen: Vorschau - Schweiz - Ausland - Varia/Sport - Rückblick? Erstens kommen die wirklich gewichtigen Themen irgendwo in der Mitte der Sendung, zweitens muss ich mir noch einmal ansehen, was ich gerade eben gesehen habe... Es gibt nur zwei logische Erklärungen: Man will den Leuten, die sofort einschlafen, wenn sie das Tagesschau-Signet hören, die Chance geben, vor Meteo noch mitzubekommen, was so in der Welt gelaufen ist, oder aber man will den Leuten, die noch nicht gemerkt haben, dass die Tagesschau etwas länger dauert und fürs Meteo einschalten, auch noch etwas Tagesaktualität auf den Weg geben...)

Montag, 28. Januar 2008

Unflyblown


Grosses Rätsel - am Wochenende habe ich All the King's Men geschaut und bin dabei über das Wort

unflyblown
gestolpert. Nun weiß weder der gute Leo noch das Internet, was das Wort heißen soll. Hier findet man das Originalskript des Films. Setze einen grossen Preis für die Lösung des Rätsels aus - einen Post nach Wahl.
Zum Film: Etwas enttäuschend, mag Filme mit Staraufgebot selten, auch Politikerfilme, in denen dann doch alle irgendwie korrupt oder halbkorrupt sind, tun mir es in den seltensten Fällen besonders an. Sean Penn überragt aber diesen Film und macht ihn sehenswert.

Etwas vom Wagen

Am Freitag zum ersten Mal eben dieses Gericht in der Kronenhalle genossen. »Bling-bling«, das offenbar neue französische Sarkozy-HipHop-Wort, war ungefähr das einzige, was ich noch sagen konnte. Auf dem Wagen war ein Kalbscarré, wie es wunderbarer nicht sein könnte, mit Kräutern zubereitet, das für mich, als ersten Konsumenten, aufgeschnitten worden ist und mit etwas Kartoffelpurée, Morchelsauce und Gemüse serviert worden ist. Konnte mich, nicht nur aufgrund des Ambientes, gegen ein Supplément nicht zur Wehr setzen. Die ehrwürdige Kronenhalle hat mich sofort in ihren Bann gezogen, muss man wohl sagen.

Krieg?

Samstag, 26. Januar, 11 Uhr, Bern. Droht uns ein Krieg? Warum steht in jeder Seitenstrasse ein gepanzertes Polizeifahrzeug, auf jedem Platz drei, mit entsprechend martialisch bewaffneten Polizisten... ah, ja, eine Demo »droht«. Unglaublich, welche Sicherheit so ein Aufgebot austrahlt.

Donnerstag, 24. Januar 2008

Kontrolle und Überwachung

Datenschutz wäre ein hehres Anliegen - irgendwelche Daten so zu schützen, dass sie niemand einsehen kann, ausser den Leuten, die das dürfen und müssen. Dass Datenschutz ein einigermassen heuchlerisches Unterfangen ist, dürfte aus meinen Überlegungen zu Teledata (hier und hier), einem Dienst, der zahlenden Kunden erlaubt, Daten von allen in der Schweiz lebenden Menschen ohne ihr Wissen abzufragen, klar geworden sein. Es gibt andere Beispiele; die Hooligandatenbank Hoogan, Kontoinformationen auf der Bank usw.
Nun entsteht an diesen Punkten das Problem, dass gesammelte Daten nur einem eingeschränkten Personenkreis einsehbar sind - woraus sich ableiten lässt, dass Daten entweder: Von niemandem einsehbar sein sollten, oder dann von allen.
Das zweite Prinzip gilt bei vielen Steuererklärungen oder Betreibungsauszügen, die von jedermann angeschaut werden können. Ebenso verhält sich Web 2.0: Dank Mobile Scrobbler auf dem iPhone (und AirTunes) kann hier jedes Lied sehen, das ich mir anhöre. Ebenso kann man sich bei Nike registrieren und jeden gelaufenen Kilometer innerhalb einer Community austauschen. Bald wird also über jeden Wissen, was er für Musik hört, wie weit er jeden Tag joggt und und und.
Wenn hier paranoide Gedanken einsetzen, muss man nur noch ein wenig weiterdenken, und alles wird besser: Wenn wir auch von allen Leuten wüssten, wie viel Geld sie auf dem Konto haben, von allen, wann sie ins Bett gehen und wann sie aufstehen, von allen alle SMS lesen könnten und und und - dann könnte sich niemand mehr einen Vorteil verschaffen, in dem sie an diese Daten herankommen. Natürlich sollte das nicht das Ziel sein - aber Web 2.0 ist unproblematisch, weil es sich um demokratisch geteilte Informationen, handelt bei denen alle die gleichen Rechte haben und sich dessen auch bewusst sind. (Google dürfte hier aber eine Ausnahme darstellen, man vergleiche das Dossier in der WoZ.)
Man könnte in einer Art Charta fordern, dass

  • Informationen, die gesammelt werden, allen Betroffenen zugänglich gemacht werden müssen
  • es keine technischen Hürden geben darf, die das Einsehen der Informationen erschweren
  • es grosse rechtliche Hürden braucht, um unterschiedliche Rechte zu vergeben, also z.B. auf Behörden und Polizei beschränkte
  • es keine selektiven Datensammlungen (z.B. Hooligans, Linkautonome etc.) geben darf, bei denen diffuse Kriterien zum Zug kommen, sondern nur integrale (wer war alles an einem Fussballspiel).
Meinungen, Kommentare?

Montag, 21. Januar 2008

Meister des Trash und Schund - oder Meister der Mittelmässigkeit

Der neue Roman von Martin Suter, Der letzte Weynfeldt, könnte die These der Mittelmässigkeit nicht besser belegen: Da kann ein Autor recht gut schreiben (sein Stil ist simpel, und das kann durchaus ein Kompliment sein) und hat ein gutes Gefühl für Plots und Pointen, wie seine Business Class Kolumnen bestens zeigen - und schreibt ein Buch, das harmloser nicht sein könnte. In drei Vierteln des Buches, so scheint es nach erfolgter Lektüre, geht es ums Essen, Verspätungen oder Kleider. All das ist einordnenbar, nichts stellt sich quer, es entsteht kein Bild von einem unbekannten Millieu, aufregenden Beziehungen, speziellen Menschen - alles ist so, wie wir es kennen, und was sich abspielt kratzt am Unterhaltenden, liest sich deshalb leicht, weil es immer mehr verspricht, als es halten.
Also - eigentlich keine schlechte Lektüre, aber wie die letzten Bücher von Suter das Gegenteil von nachhaltig, konsumierbar, wär vielleicht das richtige Wort. Bei Small World und Die dunkle Seite des Mondes schien Suter wenigstens noch Themen zu haben, jetzt schreibt er offenbar, um sich die Zeit zu vertreiben oder um noch mehr Geld zu verdienen. Vielleicht werde ich also das nächste Buch nicht mehr reflexartig kaufen, vielleicht auch wegen diesem Satz, einem der letzten und einem der schlimmsten:

Sie sah so schön aus, dass er sie küssen musste.

Donnerstag, 17. Januar 2008

Mittelmässigkeit als Wert

Auf meiner Suche nach den Werten der Schweiz (das hier habe ich noch unterschlagen, dort gibt es genauere Details zum Sorgenbarometer und dem im gleichen Zusammenhang erhobenen Stolz auf die Schweiz, über den ich mich schon geäußert habe:

Die Identität der Schweiz - was macht sie im Positiven aus? Neben Sicherheit/ Frieden wird zuallererst die Neutralität genannt. Die Landschaft, der Wohlstand und das Ordnungsbewusstsein sowie die (Meinungs-)Freiheit und die Berge folgen bereits mit deutlichem Abstand.
Nach der Hauptstärke des Landes befragt, nennen die Schweizerinnen und Schweizer neben der Neutralität auch die Schweizer Qualität. Wichtig sind zudem die Mitspracherechte, die Bildung und der Finanzplatz.
Zusammengefasst: Der Schweizer oder die Schweizerin sind stolz darauf, sicher, neutral, reich und ordentlich zu sein.
Diese Kombination lässt mich an ein Ergebnis meiner intensiven gedanklichen Nachforschungen denken, wodurch sich die Schweiz besonders durch Mittelmässigkeit auszeichnet. Nun, das will ich kurz ausführen, obwohl ich davon wieder abgerückt bin - letztlich zeichnen sich alle Angehörigen einer Nation durch Mittelmässigkeit aus, mit Ausnahme gewisser ganz exotischer Völker (z.B. Isländer und Kreter).
Die Schweizer Mittelmässigkeit zeigt sich darin, dass
a) unsere Promis mittelmässig sind - Dieter Meier, Roger Federer, Bertrand Piccard, Melanie Winiger & Stress und wers da noch so gibt: Sie ragen nicht heraus, würden als Schwiegersohn, Schwester, reicher Onkel in jede Familie aufgenommen
b) unsere Arbeit mittelmässig ist - wir gehen alle fleißig hin, arbeiten mittelmässig motiviert, aber auch nicht ganz schlecht
c) unsere Medien enorm mittelmässig sind (Roger Schawinski ist in dieser Branche ein Pionier und innovativer Typ, man stelle sich das vor)
d) wir uns mittelmässig kleiden, nicht ganz schlecht und auch nicht ganz gut
e) wenig mögen, was nicht mittelmässig ist.
Nun, das ist erdrückende Evidenz, nehm ich mal an - aber der Clou folgt noch.
Nun stellt man sich wohl den tpyischen SVP-Wähler (oder die typische Wählerin, solls ja auch geben) vor und denkt, hier sei die Mittelmässigkeit personifiziert. Weit gefehlt: Gerade weil Blocher nicht mittelmässig war, sondern ein Halbgott in seinem Amt, wurde er aus der Regierung gemobbt. Die SVP ist das Nicht-Mittelmässige an unserem Land, wie in Forenkommentaren wieder und wieder gesagt wird - obwohl sie möchte, dass alles in der Schweiz so bleibt, wie es nie gewesen ist. Ein interessantes Beispiel verqueren Denkens - obwohl ich doch gesagt habe, man sollte der SVP nicht so viel Raum zugestehen. Ich machs nie mehr, nie mehr.

Dienstag, 15. Januar 2008

Eine Karikatur seiner selbst?

Wer ist Rinaldo Bucher, möchte man fragen? Antwort: Der hier, ein Vertreter der (Achtung, jetzt kommts!) »SVP International« (die Partei plant wohl verdeckt eine Oppositionsrolle auch in der EU oder in der ganzen Welt):Und wie wird man auf ihn aufmerksam? Durch seine gewitzten Kommentare zu allem und jedem, wozu seine Partei was zu sagen hat, z.B. hier, hier und hier (und noch an ganz vielen anderen Orten). Leider beantwortet er keine Fragen mehr auf seinem Blog, nur zur gern hätte ich gehört, was er mir zu berichten hat. Weder Hemd noch Krawatte täuschen, der junge Herr hält sich in den USA auf, wohl um eine Ausbildung, die einen problematischen Verlauf genommen hat, zu beenden. Was uns das Internet nicht alles zu berichten hat.

Montag, 14. Januar 2008

Dekadente Kultur?

Lange hab ich mir überlegt, ob ich das darf - zwei Mal hintereinander ein youtube-Video posten. Aber da Leute wie ich prinzipiell keine Prinzipien haben, werde ich es tun, auf die Gefahr hin, dass es allgemein schon bekannt ist.

Es handelt sich um das philippinische CPDRC Gefängnis, in dem aus folgenden Gründen Choreografien zu Liedern einstudiert werden:

Inmates at the CPDRC are required to go through a workout regimen. While the goal is to keep the body fit in order to keep the mind fit, such may not actually happen if it is not done in a manner deemed pleasurable. Music, being the language of the soul, is added to that regimen.
Decadent cultures in jails are only spillovers of the culture outside. In approaching behavioral and cultural change, one has to look at the decadence of society to change the culture in the jail. http://www.blogger.com/img/gl.link.gif
Quelle:

Dass es sich hierbei um eine »manner deemed pleasurable« handelt und dass man mit solchen Methoden eine Befreiung der kulturellen Dekadenz erreichen könnte, sind wildeste Spekulationen. Unterhaltsam ist das Ganze allerdings trotzdem, wenn auch nicht unumstritten. Ich wähle nicht das populäre Thriller-Video, sondern Radio Gaga (finde, das nimmt die Gefängnisatmosphäre besser auf):

Freitag, 11. Januar 2008

Blendet das iPhone?

Nein, auf Deutsch tut es das nicht - auch wenn seine Suprigkeit mich schon oft in blendungsähnliche Zustände versetzt hat, obwohl ich nicht damit telefonieren kann. Aber - es blendet auf englisch super, wie man hier sieht. Es zieht sich ganz leicht etwas in mir zusammen (das wehrt sich gar nicht, das iPhone), aber dann erfolgt der katharsische Effekt, es war ja nicht meins, das liegt noch brav da.

Donnerstag, 10. Januar 2008

Der moderne Schweizer Soldat

In einem so genannten »Factsheet« gibt die Armee in Bezug auf den neuen Wachbefehl unten stehende Einschätzung zum Besten. Gut zu wissen, ist nicht nur, dass es »weniger tödliche Zwangsmittel« gibt, die eingesetzt werden, sondern auch, dass im Rahmen eines »verhältnismässigen Einsatzes« »der Gebrauch der Schusswaffe« tatsächlich »die letzte Möglichkeit ist«. Ach wie gut, gibt es ihn, den modernen Schweizer Soldaten.

Der moderne Schweizer Soldat soll ab Beginn der Grundausbildung in der Anwendung verschiedener Zwangsmittel ausgebildet werden (körperlicher Zwang, Reizstoffspray als Zwischenwaffe, persönliche Waffe). Dieses Nebeneinender von nicht tödlichen / weniger tödlichen und tödlichen Zwangsmitteln ermöglicht ihm den jeweiligen Verhältnissen angepasstes Handeln, indem ihm eine Auswahl an Zwangsmitteln zur Verfügung steht. Er lernt auch, dass der Gebrauch der Schusswaffe die letzte Möglichkeit im Rahmen eines verhältnismässigen Einsatzes ist.
Wer Wachtdienst mit Kampfmunition zu leisten hat, weiss, dass er im Rahmen dieser Verhältnismässigkeit - und allenfalls nach Warnruf oder Warnschuss - möglicherweise in letzter Konsequenz die Waffe einsetzen kann. Er weiss, dass seine Waffe geladen ist, aber gesichert sein muss.
Deshalb ist es richtig, dass die Waffe nicht untergeladen, sondern geladen ist. Dienicht gemachte Ladebewegung wäre in diesem differenzierten Umfeld gefährlich: Erstens, weil sie im Notfall Zeitverlust bedeutet, zweitens, weil der Soldat trotzdem vergessen kann, dass er sie noch nicht gemacht hat und dadurch falsch reagiert.
Quelle: vbs (die formalen Fehler im Original)

Betr.: Erpressung

Dass es offenbar out ist, Erpresserbriefe zusammenzuschnipseln, wusst ich nicht - auch nicht, dass man neuerdings Erpressungen im Stil eines Geschäftsbriefs abfasst. Ein paar weitere Hinweise, wie man (nicht) vorgehen soll, wenn man jemanden erpressen will, gibts bei der Süddeutschen Zeitung (inkl. Bilder). Erpresser schreiben heute ungefähr so:

("Betr.: Erpressung"), inklusive Adressfeld, korrekter Anrede, Blocksatz oder gar dem Vermerk "Anlage: 1Giftpaket". Die Erpressung wird dann oft als Kredit, Geschäft oder Spende schöngeredet. Einige Autoren mühen sich freilich durch diesen Geschäftsbriefton, als würden sie auf hohen Stelzen durch die Sprache staksen: "Dies lässt diesseitig Zweifel an der Ernsthaftigkeit Ihrer Zahlungsbereitschaft aufkommen." Oft rauschen das texttypische Muster des formelhaft höflichen Schreibens und der unhöfliche, ja brachiale Inhalt, nämlich die Erpressung nebst drastischer Konsequenzandrohung bei Nichtbefolgen, gar ineinander wie zwei Güterzüge, die Sätze, die durch die unhöfliche Höflichkeit entstehen, sind dann von verquerer Komik: "soviel muss ihnen ihr Geschäft wert sein, ansonsten sind sie dem Untergang gezeichnet."

Mittwoch, 9. Januar 2008

Schöne schweizerdeutsche Wörter

Gestärkt durch ein Gruppenexperiment veröffentliche ich hier eine Liste schöner Wörter aus meiner Muttersprache, vorerst mal ohne Kommentar, etwas geordnet. Über Kommentare und Nachfragen freu ich mich.

  • schampar, schüli, bigoscht, rüdig... (huere)
  • brötle, blööterle, bööge, bisle
  • täubele, tüschle, tschutte
  • giggele, chüschele, zoisle, chrömle, goisse
  • schmüsele, bäbele
  • gschmuch, schüch
  • s Nell
  • pfnuchse
  • Heubürzel
  • öppis
  • Zmorge, Zmittag, Znach, Zvieri, Znüni
  • Anke
  • Nastuech, Schnudernase
Siehe auch Kommentare.

Dienstag, 8. Januar 2008

Pizza, Pfizza und aurore - das shönste wort von deutshe

Heute eine total überzeugende Argumentation gefunden, welches das schönste Wort der deutschen Sprache ist. Der ganze Text (von Zé Do Rock) ist hier nachzulesen.

Shönste wort von deutshe sprache is »pizza«. Jeder weiss das. Pizza is sigertyp, in fünfziger jare nur leute Napoli wussten was is das – armeleute-essen. Und jetz? Jede indianer in tiefst Amazonas weiss was pizza is.

Is kurz, dynamish, 2 z. Keine lautvershibung, nix germanish Pfitzer. Könnte man auch anbite pfizza – pizza mit pfiff. Aber da war jury, jury sagt nix pizza sondern »Habseligkeiten« shönste wort. Sit aus finnish. Noch finnisher, nur Haapseelikaiten.

Kann nich erinnern solche wortwettbewerb in Brasil. Einmal gelese, franzose denke shönste französishe wort »aurore« (Morgenröte). Dabei spreche wort so aus wie brasilianer wort »horror«, one H. Trotzdem: nimand kommt idee wäle »horror« oder französish »horreur«. Nu, Frankreich immer beshäftigt mit l’orthograph von difficile worte, wärend deutshe spilen mit worterfinden.

Mit durchgeladener Waffe

Was Nettes mal wieder vom VBS: Wache wird in der Schweizer Armee neu mit durchgeladener Waffe geschoben. Bedenkt man, in welchem Zustand unsere Wachmänner Dienst leisten, wie sicher sie im Umgang mit der Waffe sind etc. ist das eine Garantie für Unfälle. Grandios, grandios, lieber Herr Schmid, Sie ach doch so linker Bundesrat.
Vor allem eine äusserst sinnlose Massnahme, da
1. noch nie etwas passiert ist, wo die WK-Wachleute eingreifen mussten
2. sie im Notfall ohnehin die Polizei holen wollten.

Im Tagi noch Äusserungen von Politikern:

«Ein Soldat im Dienst muss mit einer geladenen Waffe umgehen können», sagt Generalsekretär Gregor Rutz.
Hätte anstatt zwei gern nur ein Modalverb gelesen, nämlich »kann...umgehen« - aber so ist es leider nicht.

Montag, 7. Januar 2008

Reaktionen und Alternativen

Man vergleiche die Reaktion auf meinen letzten Blog-Beitrag mit der auf Max Küngs erste neue Kolumne:

Gruffalo Interna interessieren weniger. Wie wärs mit kritischen Worten zum Anfang der neuen Küng Kolumne? Oder zum Abschuss der alten...
Das neue Jahr startet gut: Max Küng schreibt uns mit seiner neuen Kolumne den grauen Alltag bunter und gibt uns einen Grund mehr, am Samstagmorgen als ersten Griff das Magazin zu öffnen. Tausend Dinge im Selbstversuch: schonungslos direkt, erfrischend, menschlich. Ich lasse mich gern überraschen.

Das haben wirs - »schonungslos direkt, erfrischend, menschlich« findet man nur Küng. Aus diesem Affront könnte nun Kapital geschlagen werden, und die alte und die neue Kolumne von Küng zur Sau gemacht werden, wie ich das noch nie gemacht habe. Nur leider - boring. Ich schlag Das Magazin schon gar nicht mehr auf, hab ergo erst durch den netten Kommentar gemerkt, dass es da was zu bemerken gegeben hätte (und ehrlich gesagt - wie lange hat es gedauert, bis irgendwer bemerkt hat, dass man mit dieser Kolumne nun keines von 1000 Dingen hinter dem Ofen hervorholen kann, 145 von 1000 Dingen im Print erreicht, ha...) Gut, ich reg mich gar nicht erst auf, deshalb:

10 nicht-lahme Alternativen zum Tagi-Magi für den Samstagmorgen:
  1. Das Magazin der Süddeutschen Zeitung online lesen oder ausdrucken (oder am Freitag am Kiosk holen). (Alternativ: Das Die Zeit-Magazin.)
  2. Das NZZ-Folio über einen Monat verteilt jeden Samstag lesen (gibts auch online). (Im Übrigen hab ich das Rätsel aus dem letzten Folio richtig gelöst, JJJJJJuhuuu...)
  3. Den Gruffalo-Chor immer wieder hören.
  4. Ein gutes Buch oder einfach nur ein Buch lesen - z.B. The Dice Man von Luke Rinehart. Und sich dann zwei Würfel kaufen.
  5. Sich einen Trudy Müller Bosshard-Band kaufen und jeden Samstag zwei anstatt ein Rätsel lösen. Dann hilft auch dieser Blog weiter.
  6. Im Sommer an den Letten, im Winter ins Einzigart gehen und sich die coolen frisch gewordenen Zürcher Jungeltern, für die das Tagi-Magi ist, gleich selbst anschauen.
  7. Alle alten Posts von meinem Blog lesen und zu jedem einen bissigen Kommentar schreiben.
  8. Die alten Sommerrätsel von CUS lesen, lösen und lieben. Oder eines seiner Bücher lesen.
  9. Einen eigenen Blog starten und jeden Samstag einen Eintrag machen (so im Stil: Ich denke mir meine eigene Max Küng Kolumne aus, »1000 Gedanken am Samstagmorgen«, »Was diese Woche alles auf meinem Einkaufszettel stand«, »Was die mittelmässige Welt über mein ach-so-unmittelmässiges Leben noch erfahren könnte«...
  10. Und was man schon vor der Vielfalt der Sonntagspresse wusste: Am Sonntag soll man die NZZ vom Samstag lesen, oder die rausgerissenen Artikel der letzten Woche. Das kann man auch am Samstagmorgen machen.
  11. Und weil ich grad so gut drin bin, hänge ich noch einen an: Alle heute-Singles der Woche ausdrucken und eine Reihenfolge erstellen (nach beliebigen Kriterien: Einkommen, Haarfarbe, beste Aussagen zum Thema »Sex«, »nie ohne«, usw.). Dann eine eigene ausfüllen.

Samstag, 5. Januar 2008

Gruffalo


Ein Kinderbuch der ganz besonderen Sorte: Gruffalo. Abgebildet ist ein Gruffalo, ein Wesen, das natürlich im Wald lebt. Ein üblicher Sprachgebrauch ist es, Gruffalo- als Präfix zu verwenden: Das sind dann Gruffalo-Ohren, Gruffalo-Zähne, ein Gruffalo-Buch, ein Gruffalo-Wald etc.
Zentral ist, das o ganz britisch als »ouu...« auszusprechen.

Wer Gruffalo und seine Freunde hören will, sollte sich den Gruffalo-Chor ansehen!

Freitag, 4. Januar 2008

iPhone hacken

Wollte jemand ein iPhone (Firmware 1.1.2 OTB) hacken (und wer will das nicht rein theoretisch können, ohne dass man das darf), müsste sie oder er so vorgehen:

1. Downgrade per iTunes. Dazu dieses File laden. iPhone Ein-/Ausschalttaste und Menutaste halten bis angeschaltetes iPhone ausschaltet, nur noch Menutaste halten, bis iPhone im Recovery-Modus.
Anschliessend in iTunes mit Alt-Maus auf Wiederherstellen klicken und das runtergeladene File auswählen.

2. Independence laden. Hilfe-File lesen und schrittweise aktivieren und unlocken.

(Alternativ: Das hier lesen.)

3. Um externe Applikationen laden zu können, braucht es die Installer.app. Unter dem angegebenen Link laden, dann »Paketinhalt zeigen« (Mac) und nur die Installer.app per Independence laden. Daraus können dann (durch Hinzufügen weiterer sources) alle Standalone-Apps direkt geladen werden.

Im Moment kann es noch nicht so entblockt werden, dass man damit telefonieren kann, als Luxus-iPod-Touch benutzen geht aber bestens. Den aktuellen Status der Hackercommunity erfährt man hier.

Bullshit-Bingo

Es gibt so Gelegenheiten, die nach diesem Spiel schreien: Man zeichnet mit mit fünf waag- und fünf senkrechten Strichen 4x4-Quadrate auf ein Blatt. In jedes Feld schreibt man einen Begriff, der in diesem bestimmten beruflichen Kontext Orwellsches Newspeak sind - also kompletter »Bullshit«. In meinem Umfeld wäre das »wirkungsorientiert«, »ein Gefäss schaffen«, »ein Geschäft aufgleisen« usw.
Sobald einer dieser Begriffe fällt - es ist nicht verboten, ihn selbst in die Diskussion einzubringen - darf man ihn auf seinem Blatt abstreichen. Wer zuerst vier horizontal, vertikal oder diagonal aneinandergrenzende Felder abgestrichen hat, ruft laut: Bullshit! Und hat gewonnen.

Hier ein Beispiel für die Macwelt
.

Variante: Man schreibt jeweils den anderen das Blatt voll, worauf diese viel aktiver werden müssen und die Diskussion entsprechend prägen können.