Dienstag, 29. Januar 2008

Andreas Thiel bei Giacobbo/Müller


Schon weil die Kronenhalle in seinem - sagt man dafür Sketch? - vorkommt, müsste ich mich zu Andreas Thiels Auftritt verlautbaren lassen. Reduzieren wir den Mann mal auf seinen Intellekt und lassen sein Peter Handke-Styling mal aussen vor. Allerdings steckt vielleicht gerade in dieser Analogie mehr, als man auf den ersten Blick denken würde: Während Handkes politische Inkorrektheit eine Art Programm ist, das nicht immer ganz verständlich und nicht immer ganz rational gewesen ist, so scheint hier eine Art überlegen-abgehobene Intellektualität durch diese schampar provokative Form des Umgang mit politischen Sprengthemen bewusst angereichert worden zu sein.
Zum Inhalt kann ich kaum was sagen -

»ein Modell tritt in Paris aufs Parkett«
»in Iran wird nach Uran gesucht«:
Zeigt man schon Medienkompetenz, wenn man solche Anspielungen versteht? Oder gibt es einen Payoff ganz anderer Art, wenn man sich durch diese Wortspielereien einlullen lässt? Ich kanns nicht beurteilen. Vielleicht noch eine letzte Bemerkung zur Syntax: Stand-Up-Comedy lebt ja im Normalfall von einem autobiographischen Gestus, man erzählt man so spontan, was man Aufregendes erlebt hat. Thiel wählt da einen ganz anderen Ansatz, den man vielleicht synchrones Denken nennen könnte: Nicht nur, schafft er es, auf subtile Art, den schweizerischen Kulturbetrieb (der scheint ihn ganz besonders zu stören), die schweizerische Sozialdemokratie und paramedizinische Heilformen zu kritisieren, sondern er verbindet diese Kritik auch noch (»während...«) mit dem Fokus des aussenpolitischen Interesses. Man würde sich wünschen, so ein Mann würde der Tagesschau neues Leben einhauchen, da könnte die neue Struktur auf einen ganz neuen Level gehoben werden...
(Darf ich dazu noch was sagen: Vorschau - Schweiz - Ausland - Varia/Sport - Rückblick? Erstens kommen die wirklich gewichtigen Themen irgendwo in der Mitte der Sendung, zweitens muss ich mir noch einmal ansehen, was ich gerade eben gesehen habe... Es gibt nur zwei logische Erklärungen: Man will den Leuten, die sofort einschlafen, wenn sie das Tagesschau-Signet hören, die Chance geben, vor Meteo noch mitzubekommen, was so in der Welt gelaufen ist, oder aber man will den Leuten, die noch nicht gemerkt haben, dass die Tagesschau etwas länger dauert und fürs Meteo einschalten, auch noch etwas Tagesaktualität auf den Weg geben...)

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