Donnerstag, 30. Juli 2009

Unterwegs - Perlen der Werbung

Werbung - so vielleicht ein etwas verkürzter Gedankengang - ist entweder Produktinformation, also eine Dienstleistung für den Konsumenten, oder aber Ausdruck eines Bestrebens, den Konsumenten dazu zu bewegen, ein Produkt zu kaufen, das er zu diesem Preis nicht gekauft hätte, wenn es Werbung nicht gäbe - also Information oder Manipulation. Heute sind mir drei Formen von Werbung begegnet, die doch sehr verlockend aussehen:
Diese großartige Show gibt es bald im Hallenstadion. Dazu ein Pressetext:

Ben Hur übersteht die Galeerenstrafe nur durch seinen Wunsch nach Rache und der Liebe zu der schönen Esther. Im legendären Wagenrennen besiegt er seinen Widersacher und früheren Freund, den Römer Messala. Die Begegnung mit Jesus überzeugt Ben Hur schliesslich von der christlichen Friedensbotschaft, und er wendet sich von seinen gewaltsamen Racheplänen ab.
Die Show zeigt nun die Rache Ben Hurs exzessiv, um dann am Schluss die Liebesbotschaft Jesu zu verkünden (zumindest besagt das das Werbeplakat). Wäre diese Botschaft angekommen, gäbe es wohl wenige Leute, die sich an der Darstellung von Gladiatorenkämpfen aufgeilen würden. Aber gut: Die Botschaft wurde ja vor 2000 Jahren verkündet, vielleicht gut, dass das jemand noch einmal tut.
Aldi und Lidl zwingen ja ihre Produzenten und Mitarbeitenden immer wieder, neben ihrer eintönigen Arbeit zu miesen Bedingungen auch noch so zu tun, als fänden sie den Betrieb eine Lebensbereicherung und seien ganz glücklich, dort zu arbeiten. Den Konsumenten wird gleichzeitig suggeriert, es sei eine Art Errungenschaft, dass es nun 100 Filialen von Aldi in der Schweiz gebe. Auf einem dieser Plakate hat es eine Mitarbeiterin geschafft, sich der Allmacht ihres Arbeitgebers zu verweigern: Geschickt duckt sich die Dame hinter dem nett winkenden Herrn.
»Das Rätsel gibt es nicht…«, schrieb Wittgenstein. Und offenbar hatte er Unrecht: Es gibt es doch. Nun gut, wir sehen einen sympathischen Herrn, nicht ohne Geschick in der Küche, er verwendet Balsamico für die Salatsauce, koch Rahmschnitzel mit Schweizer Rahm und verwendet sogar einiges Gemüse, wenn auch Mayonnaise, aber immerhin, er kocht, und probiert, während er kaum wahrnehmbar in die Kamera blickt. Ihm ist ein Fehler unterlaufen: Er hat Zucker und Salz verwechselt. Das die Information aus dem Titel. Und nun die Frage, welchen Schluss müssen wir als aufmerksame BetrachterInnen dieses Plakats ziehen? Klar - dieser Mann geht, weil er schon Salz und Zucker verwechselt hat, auch noch gleich Blutspenden. Oder: Irgendwie hat er ein Problem, welches ihn daran hindert, Salz und Zucker zu unterscheiden, aber das Problem hindert ihn nicht daran (»doch«), Blut zu spenden. Oder übersehe ich etwas?
(On a more serious note: Blutspenden wäre wirklich gut, es fehlt an Konserven und mit solchen Kampagnen kann das Problem wohl nicht gelöst werden. Auch nicht damit, dass man Schwule daran hindert, Blut zu spenden.)

Dienstag, 28. Juli 2009

Taxifahren - Oder die grosse Metapher unserer Zeit

Die wirklichkeitsgenerierende Bedeutung von Metaphern ist hinreichen bekannt; neuestes Beispiel: Die Schweinegrippe. Während schon nur der Name suggeriert, es handle sich um etwas Schweinisches, um ein so üble Krankheit, dass sie nur von Schweinen kommen könne oder einem zum Schwein werden lasse - so ist das nichts im Vergleich zu den jüdischen und muslimischen Opfern der Krankheit, die tunlichst den Schweinekontakt meiden und nun trotzdem diese Krankheit bekommen haben. Also besser »mexican flu«, was nun wieder die Mexikaner nicht mögen. (Dabei müsste die Grippe Citroën-Grippe heißen.) Davon abgesehen: Es handelt sich um eine stinknormale Grippe. Bitte lockerbleiben.
Die zentrale Metapher unserer Zeit ist das Taxifahren. Nicht unbedingt, ein Taxi zu besteigen, was ich, seit ich kein Auto mehr habe, ab und zu mache (subjektive Logik: So viel, wie ich für Bussen ausgegeben habe, darf ich in Taxifahrten investieren) und dabei die grausigen Zustände in den Taxis Zürichs kennen gelernt habe: Orts- und landesspracheunkundige Fahrer, welche nicht nicht freundlich, sondern dezidiert unfreundlich sind, während der Fahrt, die notabene mit 85 über unübersichtliche Strassen führt, auf ihrem iPhone spielen und ein Gefährt fahren, das aussieht, als sei es einem polnischen Autodieb in Mazedonien entwendet worden, wo es seit drei Jahren von Hühnern bewohnt worden ist. Aber eben: Ums Mitfahren geht es nicht, sondern ums Selberfahren.
Das haben nämlich eine Autorin und ein Autor getan, und diese Erfahrungen in ihren teilweise autobiographischen Büchern verarbeitet.
Bei beiden steht der Lebensabschnitt Taxifahren für eine Periode der Desorientierung: Man wird zwar - lausig - bezahlt, scheint sich auszukennen in der Großstadt Wien (Glavinic) bzw. Hamburg (Duve), fährt aber genau dort hin, wo die grösstenteils degenerierten Fahrgäste hinwollen. Und die Protagonisten warten, dass irgendwann etwas passiert, und das geschieht dann auch, und dann fahren sie nicht mehr Taxi: Doch dass sie von A nach B führen oder B ihr Ziel ist oder es überhaupt ein Ziel gibt, bei dem, was sie danach tun, da kann man nicht sicher sein. Glavinics an Wie man leben soll (der bessere der beiden Romane) irgendwie anschließender Roman, Das bin doch ich, lässt erahnen, dass auch eine Schriftellerexistenz einen nicht von den Problemen befreien kann, welche einen in die Taxifahrerexistenz geführt haben. Und daran schließt dann die These an, dass wir, diese Generation (Krisenkinder), alle irgendwie Taxifahrende sind.
Und Taxifahren als exemplarisches Beispiel zeigt ein weiteres Problem sehr schön auf: Das Problem des Kapitalismus und seiner Ausgangslage. Dass Menschen keine homo oeconimicus (Pl.; natürlich kann ich sowohl homo als auch oeconomicus lateinisch deklinieren, finde das aber etwas angeberisch, zudem ist das ja ein Modell, es muss also nur einen geben, nicht mehrere) sind, ist hinlänglich bekannt, dass aber auch der freie Markt nicht dazu führt, dass man ein Produkt zu dem Preis anbieten kann, den man gerne hätte, und dann vielleicht einen Kunden findet, der bereit ist, diesen Preis zu zahlen - und zwar ganz einfach deshalb, weil der Markt nicht ein Markt ist, wo Zitronen feilgeboten werden, sondern ein Teil eines komplexen Wirtschaftssystems.
Auf der einen Seite gäbe es wohl Kunden, die zu gewissen Zeiten für einen gewissen Taxiservice viel mehr zahlen würden, als die Taxis kosten - auf der anderen Seite verdienen Taxifahrer offenbar miserabel und schreien nach noch mehr staatlicher Reglementierung des Taxibetriebs (Vergabe von weniger Lizenzen). Grundsätzlich müsste man davon ausgehen, dass der Markt sich selber reguliert und teurere Taxis vielleicht mehr Leistung bringen, günstigere weniger - aber tatsächlich kostet eine Taxifahrt, egal von welchem Anbieter, gleich viel. Eine Tendenz, die sich in vielen Bereichen unsere Wirtschaftssystems zeigt: Handytarife, Medikamentenpreise und viele weitere Produkte funktionieren nach anderen Gesetzmässigkeiten, als man es erwarten würde.

Samstag, 25. Juli 2009

Täter - Opfer: revisited (Mein Lieblingsargument)

Im Magazin findet sich heute ein Artikel, der mit einer Frage überschreiben ist: Wird er es wieder tun? Der exzellente Artikel von Mathias Ninck befasst sich mit einem verwahrten Vergewaltiger, der nach Ansicht aller Experten 20 Jahre nach seiner letzten Tat keine Gefahr für seine Mitmenschen darstellt - und gleichwohl weiterhin verwahrt bleibt, obwohl es dafür keine Grundlage gibt. Die Grundlage von Verwahrungen, welche keine Strafe darstellen, ist die potentielle Gefährdung, welche von einem Menschen ausgeht, der »nicht-therapierbar« ist.
Nun wird den LeserInnen dieser Seite bekannt sein, dass ich folgende Punkte beängstigend finde:

  • der Diskurs über juristische Themen wird in der Schweiz von Laien geführt
  • Prinzipen der Rechtstaatlichkeit und des fairen, gerechten juristischen Vorgehens werden von diesen Laien missachtet
  • die Solidarität mit so genannten Tätern wird aufgekündigt, Strafen können nicht hart genug sein
  • Urteile und Expertisen, welche wissenschaftlich fundiert und alle Aspekte eines Falles einbeziehen, werden vor dem Hintergrund der »Taten« als zu milde abgetan.
Dabei ist völlig rätselhaft, warum Juristen, Richter und Psychiater Täter schonen sollten, ihnen zu kürzeren Strafen verhelfen oder sie nicht verwahrt sehen wollen - aber das ist wohl ein Bestandteil einer Verschwörungstheorie gegen den juristischen Apparat.
Mit grosser Regelmässigkeit (so auch in den Kommentaren zu diesem Artikel) wird jedoch ein vermeintliches Totschlagargument verwendet: Wer auf Fairness gegenüber Tätern besteht, dem wird unterstellt, er würde seine Meinung sofort ändern, wenn er entweder ein Opfer einer Gewalttat würde oder aber wenn ihm nahe stehende Menschen Opfer von Gewalttaten würden. Dieses Argument ist weder geschickt noch perfide: Es ist dumm. Ganz generell beurteilen Menschen Sachverhalte, indem sie sich vorstellen, daran beteiligt zu sein. Das Problem dabei ist, dass wir uns leichter vorstellen können, ein Opfer einer Gewalttat zu werden, als der Täter einer Gewalttat zu sein - was aber nicht heißt, dass wir uns nicht auch vorstellen könnten, wie es ist, 20 Jahre eingesperrt zu sein und grundlos weiterhin eingesperrt zu werden, um dann zu merken: Wenn wir eine gefahrenlose Gesellschaft wollten, müssten wir einfach alle Menschen einsperren… Ein weiterer Grund, warum das Argument völlig haltlos ist, ist die Natur unseres Rechtssystems: Wenn es nämlich immer diese Massnahme anordnen würde, welche Opfern und Freunden von Opfern als die angezeigte erscheint, dann bräuchten wir es gar nicht mehr: Weil dann Rache das ökonomischere und effizientere Prinzip wäre.
Es handelt sich bei diesen Überlegungen nicht um Spitzfindigkeiten: Eine Gesellschaft, welche 200 Menschen präventiv einsperrt, ohne dass diese für etwas verurteilt worden wären, und dies nicht Grund zur Beunruhigung findet: Die hat grössere Probleme als die Schweinegrippe.

Donnerstag, 23. Juli 2009

Wanted

Dieser sympathische Wirt lässt auf seiner Homepage verlauten, zwei Gäste hätten bei ihm einen halben Liter Wein getrunken und dann die Rechnung nur partiell bezahlt, während er auf die Kantonspolizei gewartet habe. Freundlicherweise hätten andere Gäste Bilder von diesen beiden mutmasslichen Zechprellern gemacht, welche er dann auf seiner Homepage veröffentlichte. Das die Ausganglage.
Als nächstes berichtet die versammelte Boulevardpresse der Schweiz über diesen Fall, z.B. so. Dass der Effekt des »Internetsprangers« nur durch diesen zweiten Schritt entstanden ist, dass also Personen, an denen kein öffentliches Interesse besteht, in einem nationalen Medium eine Straftat unterstellt wird, dürfte im Hause Ringier niemandem auffallen, da Medienethik da als ein Relikt aus dem 20. Jahrhundert angesehen wird, das damals schon mehr Umstände bereitet hat, als Leserzahlen generiert.
Als dritter Punkt sieht sich der arme Wirt mit einer Welle der Entrüstung konfrontiert, auf die er reagieren muss. Seine Reaktion bezieht sich nicht auf seinen Umgang mit dem Datenschutz, dazu meint er:

«Ob ich da eine Bestimmung verletzt habe, ist mir egal – reklamieren können ja nur die beiden. Dann weiss ich wenigstens, an wen ich die Rechnung schicken kann!»
Sondern er reagiert eloquent auf den Vorwurf, der Wein könnte etwas überteuert sein. Sein Wein kostet nämlich im Offenausschank 52.50 Fr. für 5 dl (im Einkauf wohl rund 15 Fr. pro 7dl Flasche, wie eine kurze Google-Recherche offenbart, mit der ich niemanden langweilen möchte). Fazit: Datenschutz, grundsätzliche rechtliche Überlegungen - all das kann einem egal sein, so lange niemand denkt, man verkaufe überteuerten Wein.
Und wie problematisch das Ganze wirklich ist, vielleicht noch einmal ganz abstrakt: Ich darf also ein Bild von zwei Personen im Internet und in Massenmedien veröffentlichen und ihnen eine Straftat unterstellen, die auf dem Bild nicht erkennbar ist - und denjenigen, die mir die Identität dieser Personen offenlegen können, eine Belohnung in Aussicht stellen.

Mittwoch, 22. Juli 2009

Wacht beständig!

Eine Woche Berlin - und wohin man geht, Leute mit Namensschildern, auf denen in jeder erdenklichen Sprache der Welt »wacht beständig« steht. Nun ist Wachsamkeit eine Tugend, die einige meiner Freunde für sich beanspruchen: Und doch war mir zunächst unklar, warum all diese Leute beständig wachen sollten und dies auch noch mit Namensschild.
Als mein iPhone dann auch in Berlin Daten empfangen konnte (orange hat mich zunächst davor bewahrt, auch im Ausland Verbindungen herstellen zu können), gab mir Google Aufschluss: Die Zeugen Jehovas haben oder hatten sich die grössten Stadien in Deutschland gemietet, um an einem Kongress zu tun, was Zeugen Jehovas tun.
Und wenn Google schon einmal dabei war, mir die Welt zu erklären, konnte ich auch gleich nachlesen, was die denn so tun, diese Zeugen, und warum die beständig wachen müssen (zumal ich ja offenbar zu 13% dasselbe glaube wie Zeugen Jehovas). Während man aufgrund der missonarischen Tätigkeit dieser Leute denken könnte, es handle sich um eine klassische Sekte, scheinen die Leute andererseits mit allgemeinen Vorurteilen konfrontiert zu sein, welche ihnen das Leben schwerer machen als nötig, zumindest in Deutschland, wo es offenbar recht viele von ihnen gibt.
Die Zeugen Jehovas - so viel lässt sich wohl objektiv sagen - haben das gleiche Problem wie eine Menge religiöser Gruppierungen: Sie lesen die Bibel nicht als ein historisches und ein literarisches Werk, sondern leiten aus kryptischen Passagen Gebote oder Wirklichkeitsbeschreibungen ab, welche absolute Gültigkeit beanspruchen. Problematisch sind inbesondere drei davon:

  • dass Bluttransfusionen gegen ein Gebot Gotts verstossen (nämlich das hier, Gen. 9, 4)
  • dass Mission ein Auftrag für gläubige Christen sei
  • dass mit dem Harmagedon der Weltuntergang nahe sei (bzw. das jüngste Gericht) und dann genau 144'000 Menschen gerettet werden (problematisch ist das, weil die Zeugen Jehovas diesen Weltuntergang schon mehrmals prophezeit haben, was aus PR-technischen Gründen immer mit Schwierigkeiten verbunden ist). An dieser Theorie ist interessant, dass diese von Gott Auserwählten, die dann später auch Regierungsfunktionen übernehmen müssen oder dürfen, offenbar national verteilt sind, denn in Kanada, so der Schluss dieses FAZ-Artikels, gebe es noch recht viel Platz. Natürlich können nur Zeugen Jehovas gerettet werden. Jährlich werden aber offenbar ca. 290'000 neue Zeugen getauft, weltweit gibt es rund 50 mal mehr gläubige Zeugen Jehovas, als gerettet werden können. Als Gott die Bibel geschrieben hat, hat er wohl einfach irgendwie nicht an Bevölkerungswachstum gedacht.

Montag, 20. Juli 2009

Strategien


Fast so hat es ausgesehen, mein letztes Fahrrad (der Rahmen war schwarz, nicht grün). Ans Herz gewachsen ist es anders als seine drei Vorgänger nicht, denn es war hässlich, rostig und lief nie wirklich toll. Sein einziger Vorzug war sein Preis, der war günstig oder eher billig.
Nun wollte ich am Donnerstagabend mit dem Fahrrad eine Fahrt unternehmen, wie das so gedacht ist. Allerdings hatte ich es vielleicht ein halbes Jahr nicht gebraucht, war also nicht erstaunt, als ich es im Keller, wo ungefähr 30 Fahrräder stehen, suchen musste. Die Suche konnte aber nicht abgeschlossen werden - weil sich das Fahrrad nicht mehr auffinden ließ. Keine wirklich neue Erfahrung: Seine drei Vorgängen kamen am Bahnhof Wettingen ebenfalls als Teil eines Rudels von Fahrrädern abhanden. Dieses Exemplar nun im eigenen Keller.
Zumindest bin ich mir total sicher. Die Frage, ob das Fahrrad allenfalls gar nie im Keller gestanden habe und z.B. immer noch am Bahnhof angebunden sei, vor dem Haus gestohlen worden sei oder allenfalls einfach irgendwo stehen gelassen worden sei, wurde zwar schon aufgeworfen, muss aber kategorisch verneint werden. Nicht, weil ich nach einem halben Jahr Fahrradlosigkeit mir dessen völlig sicher wäre, sondern weil ich mir nicht den Anschein geben will, mich in solchen Fragen verunsichern zu lassen. Es. War. Im. Keller. Und. Ist. Jetzt. Gestohlen. Worden. Nun kaufe ich mir ein Fahrrad, zu dem ich ein Verhältnis gegenseitigen Vertrauens und Respekts aufbauen kann, dann werde ich auch immer wissen, wo es ist (und es weiß, wo ich bin).
Das ist die eine Strategie. Die andere Strategie betrifft die Frage, was ich mache, wenn ich jemanden sehe, der oder die mein Fahrrad fährt. Leute, die ich kenne, sollen schon am 1. Mai am Helvetiaplatz ihr Fahrrad erkannt, seine Fahrerin zur Rede gestellt haben und dann durch den sich entwickelnden Tumult nicht mehr in der Lage gewesen sein, die richtigen rhetorischen Mittel einzusetzen, um wieder in den Besitz ihres Eigentums zu gelangen (nebenbei habe ich hier noch zwei juristische Fachtermini eingefügt). In Glavinics Roman Das bin doch ich (über den ich noch einen eigenen Post verfassen werde), taucht eine Frau auf, die bezüglich eines Mobiltelefons sagt:

Entschuldigen Sie, wo haben Sie Ihr Handy gekauft, das da liegt? Ich will Sie ja nicht verdächtigen, aber mir wurde vorige Woche eines gestohlen, und das war genau so eines.
Nun, so geht es natürlich nicht. Vorausgesetzt, ich erkenne mein Fahrrad, wogegen fast alles spricht, würde ich wohl Handlungen sprechen lassen. Es nehmen und vielleicht beiläufig murmeln: »Ich stell das dann mal wieder in meinen Keller.«
Wobei daran dann die Frage anschließt, die mich auch umtreibt: Was würde passieren, wenn ich mit zwei Kollegen auf dem Heimweg wäre und zwei Jugendliche uns mit Kopfnüssen dazu bewegen wollen, ihnen unser Geld zu geben. Könnte ich mich, wie ich mir das ausmale, zur Wehr setzen, ihnen ein paar Kopfnüsse verabreichen und sie verbal so zurechtweisen, dass sie fortan am Samstagabend kaum noch wagen werden, Wetten, dass zu sehen - oder läge ich bald schutzlos am Boden, fürchtend, die Investition meiner Eltern in meine Zahnkorrektur habe sich wohl nicht gerechnet?