Dienstag, 27. Februar 2007

Turbohaler

Ich inhaliere nun jeden Morgen, da ich ab gestern offiziell Asthmatiker bin. Nach meiner Arztvisite weiss ich nun auch, welche Phänomene sich unter die "Asthmasymptomatik subsumieren lassen", was der Unterschied zwischen "extrinsischer und intrinsischer Asthma" ist und wie man etwas "ex iuvantibus" diagnostiziert. Das wird an meinem Beispiel nun durchgeführt, ich inhaliere am Morgen und am Abend. Und der Inhaler, man wagts fast nicht zu sagen, gleicht einem Phallussymbol (einem sehr kleinen aber). Ich muss da mal ein Bild posten.
(Fast vergesse ich, meine tiefschürfenden Meinungen zu den Kosten im Gesundheitswesen und zur Ausbildung von Ärzten einzufügen, aber das vielleicht ein ander Mal.)

Wahre Liebe

Auf meinem Arbeitsweg begegne ich am Morgen häufig einem Liebespaar. Beide sind leicht behindert und arbeiten in einer Art geschützten Werkstatt. Während eine Menge Leute an ihnen vorübergehen, liegen sich die beiden in den Armen und küssen sich innig. Recht feucht und recht lang, aber es sieht so aus, als ob sie da beide Energie für den Tag tankten. Und es sieht auch so aus, als fühlte sich das jeden Morgen wie das erste Mal an.

Ausrichtung dieses Blogs

Die Frage, ob keine Ausrichtung der Ausrichtung aller Blogs entspreche, ob ich quasi den heute-Durchschnittsmix repräsentiere (ein bisschen Meinung über irgendwas, etwas Promitalk, Tech-Buzz und ab und zu ein Zitat), lässt mir keine Ruhe.
Was ich mache, muss doch irgendwie originell, einmalig, lesenswert sein - könnte man denken. Eventuell denkt man dann falsch, befürchte ich gerade. Dem sagt man wohl eine Blogkrise.

Montag, 26. Februar 2007

Zwei Zitate

"Suprigkeit ist kein Zufall." Gelesen an einer Bar in Berlin.
"Tragik und Spass zu trennen ist Fälschung" Kerr, Der Dichter und die Meerschweinchen

Demokratie im Test

Churchills Bonmot, wonach die Demokratie unter den schlechten Regierungsformen die am wenigsten schlechte sei, wird von verschiedenen Tests immer wieder infrage gestellt.
Gewisse Abstimmungen sind grundsätzlich nur Überprüfungen, ob die Stimmberechtigten mit ihren Rechten zurecht kommen. Das ist nicht immer der Fall. Ein weiteres Beispiel wird die Abstimmung über das sog. Offroader-Gesetzt bieten. Welcher vernünftige Mensch kann wollen, dass solche Gefährte auf unseren Strassen verkehren? Gewiss, man kann eine gewisse Grundfreiheit (ich darf alles besitzen, was ich will, brauchen, was ich will) ins Feld führen, doch scheint eine Form der Freiheit, die in der Bodenfreiheit und im Hubraum meines motorisierten Gefährts begründet liegt, etwas leer zu sein. Gesucht wäre also ein vernünftiges Argument gegen ein solches Gesetz. Wie z.B. (das ist einer meiner Klassiker) ein vernünftiges Argument dagegen, dass alle Autos, die in der Schweiz verkauft werden, bei 120 km/h abgeriegelt werden - oder gegen eine Einheitskrankenkasse (ganz grundsätzlich) - oder gegen den Abzug der Steuern direkt vom Lohn - oder gegen, ein grundsätzliches Verbot von Haustierhaltung aus Tierschutzgründen, oder einer obligatorischen CO2-Abgabe auf Flugtickets... Ich wage gar nicht an all die Verbesserungen zu denken, die ich der Schweiz in einem politischen Amt bringen könnte.

Freitag, 23. Februar 2007

Top Ten

Ausschliesslich deutsche Literatur, ungeordnet:
1) Sebald: Schwindel.Gefühle
2) Novalis: Heinrich von Ofterdingen (oh, quelle deformation professionelle...)
3) Genazino: Abschaffel
4) Mann: Zauberberg
5) Kleist: Penthesilea
6) Brecht: Gedichte
7) Broch: Schlafwandler
8) Bernhard: Autobiographische Jugendtexte
9) Walser: Der Gehülfe
10) Dürrenmatt: Stoffe.

Alle Sprachen
1) Sterne: Tristram Shandy
2) Dostojewski: Die Gebrüder Karamasow
3) Banks: The Bridge
4) Heller: Catch 22
5) Proust: Erster Band Recherche
6) Murakami: Hard-boiled Wonderland
7) Tolstoi: Anna Karenina.
8) Wolfe: Bonfire of the Vanities.
9) Franzen: The Corrections.
10)

Dienstag, 20. Februar 2007

Wie viele Deutsche verträgt die Schweiz?

Da nun die stärkste Zeitung der Schweiz diese Frage so gar provokativ stellt (in einer "Serie"), hier meine Antwort drauf: Sie verträgt sie nicht, sie braucht sie. Und zwar massig. Warum?
1. Deutsche sind witzig. Unterhaltungen mit Deutschen sind spassig, sie sind nie um einen Scherz verlegen, trocken, angenehm.
2. Deutsche können austeilen und einstecken. "Befindlichkeitsdiskurse", wie sie in der Schweiz in den Medien und im Berufsalltag an der Tagesordnung sind, brauchen Deutsche weniger. Sie sagen, was Sache ist und können sich das auch anhören.
3. Deutsche sind weniger wehleidig. Sie arbeiten länger für weniger Geld - und das teilweise auch besser.
4. Deutsche sprechen eine Sprache (Hochdeutsch), die wir Schweizer je länger je mehr verdrängen und verlernen.
5. Was man schon immer wusste: Deutsche sind nicht die anderen, sondern wir sind die Deutschen. In den Deutschen sehen wir Schweizer immer das, was uns an uns selbst nicht gefällt - daher wäre die Frage eigentlich, wie viele Schweizer verträgt die Schweiz. Das sollte man sich mal überlegen.
6. Mir kommt sicher noch mehr in den Sinn...

Tingler und Roten

Gerade Tinglers Blog entdeckt und mich recht amüsiert, er triffts recht gut (gut gefällt mir auch das Video bei Äschbi auf seiner Homepage (bzw. auf SFs Homepage), der Äschbi ist ja recht gereizt):

Frau Roten verkörpert nämlich den Typ der Kolumnistin, deren gesamtes Schreiben immer nur ein Kampf gegen die eigene Komplexbeladenheit ist, und da die Sorte Selbstironie nicht mal dann erkennt, wenn man ihr damit auf den Kopf haut, wirkt das Ganze so gewollt und verkrampft, wie die Sorte Roten eben ist. Und überdies fällt das ganze Getue so ’n bisschen in sich zusammen, wenn man sie trifft und sie kein Wort rauskriegt und sich zusammenkauert. Aber gegen die Roten als Person hab ich gar nichts. Ich kenne sie ja überhaupt nicht. Ich habe während des Fluges nur, während ich, wie Frau Roten richtig schreibt, gewohnheitsmässig unaufhörlich auf Richie einquasselte, in meinem indirekten Blickfeld gesehen, wie sich am Ende der Sitzreihe ein stummes kleines Geschöpf gegen die Kabinenwand presste.
Eine andere Frage ist die, warum das Magazin des Tages-Anzeigers überhaupt seine Spalten für so Mädchengetue auf Pausenhof-Niveau breit macht

Montag, 5. Februar 2007

Michael Manns Filme

Güzin Kar, die mittlerweile den Status einer Cervelatprominenten beanspruchen kann, Weltwoche sei Dank, meldete sich dort kürzlich zu Manns neuestem Film Miami Vice zu Wort (Zitat siehe unten).
Die beiden Filme stehen unter dem Motto "A man's gotta do what a man's gotta do..." und zeigen, dass diese Männer auch noch Frauen haben - die, so sieht man, nicht ganz so begeistert sind, dass sich ihre Männer bis zur Sinnleere in ihre Aufgabe stürzen, irgend einen Gangster zu jagen, irgendwelche Millionen anzuhäufen - und sie ja was anderes machen würden, wenn sie nur könnten. Und letztlich sagen Sie, dass es keine Beziehung zwischen Männern und Frauen geben kann, da nur Frauen sich anpassen können und Männer keinen Schritt neben ihre Natur machen können.
Und letztlich sind diese Filme auch eine Absage an die Vorstellung, eine Tätigkeit habe eine Form und einen Inhalt, es spiele eine Rolle was man tut, nicht wie man es tut. Ob Drogendealerin oder Undercoveragent, ob Raubüberfaller (ob es dieses Nomen wirklich gibt) oder Inspektor - eigentlich tun sie alle das gleiche, fahren teure Autos, arbeiten Tag und Nacht, opfern sich, andere und ihre Ideale für das, was sie tun.
Und damit, hier liegt Frau Kar ganz richtig, zeigen Sie uns etwas aus unserem Leben - so leben wir nämlich häufig auch. Wir werden zynisch, wir lassen uns auf nichts mehr ein, wir können nicht anders - auch wenn wir keinen Ferrari fahren und keine geladene Waffe tragen.

Schauen Sie sich den Film gemeinsam mit dem Menschen Ihres Herzens an. Wenn er oder sie den Film nicht mag, rate ich Ihnen, Monsieur oder Madame galant zum Ausgang aus Ihrem Leben zu begleiten und zu verabschieden. Für immer. Er oder sie wird Sie nicht verstehen. Nie. Wenn Sie selber den Film auch nicht mögen, können Sie sich gemeinsam aus der nächsten Videothek einen Western holen und Ihr Kind Kevin taufen. Aber falls auch Sie nach dem Film das Gefühl haben, die Männer (und Frauen) etwas besser zu verstehen, muss ich Sie vorwarnen: Das Gefühl hält nur zwei Tage an. Danach ist alles wieder beim Alten. Aber zwei Tage sind mehr, als wir je zu hoffen gewagt hätten.
Güzin Kar, Weltwoche 33/06

Sonntag, 4. Februar 2007

Pursuit of Happyness

Etwas unfreiwillig diesen Film von Muccino gesehen. Ein schwarzer Vertreter verkauft recht erfolglos recht nutzlose Maschinen - worauf ihn seine Frau verlässt. Er durchläuft inzwischen eine Ausbildung als Aktienhändler und kümmert sich um seinen Sohn, mit dem er in einem Obdachlosenheim wohnt. Eine Reihe von Unglücksfällen suchen ihn heim, doch er bleibt wahnsinnig sympathisch und aufgestellt - und schafft's am Ende doch, er wird Aktienhändler und somit auch glücklich.
Was denkt man sich dabei?
1. Warum wird man als Aktienhändler besonders glücklich?
2. Wenn man zuwenig Geld hat, um sich eine Unterkunft zu leisten - wie kann man dann den Sohn in die Krippe bringen?
3. Als einziger Schwarzer in diesem Umfeld in den 80er-Jahren - erlebt man keine rassistisch motivierten Vorfälle?
4. Der American Dream erlaubt, dass man sich nicht um die Partnerin kümmert, unzuverlässig wird, die wirtschaftliche Zukunft einer Familie aufs Spiel setzt - aber nicht, dass man den Sohn bei seiner Mutter lässt?
5. Ich höre auf - man merkt wohl, was ich zu diesem Film zu sagen haben. Gemacht ist er brav, erzählt konventionell. Ich rate ab.

Freitag, 2. Februar 2007

Diese Frau

Es gibt da diese Frau. Jeden Morgen ist sie im Bus. Sie ist leicht übergewichtig und hat gekraustes Haar. Gepflegt, kann man wohl sagen, auch gut gekleidet. Am Kinn hat sie ein dreidimensionales Muttermal. Wenn sie aus dem Bus aussteigt, wartet sie immer auf den Lift, fährt runter und schlendert den Bahnsteig entlang. Einmal auf dem Weg schaut sie immer ihr Handy an.
Diese Frau ist ein Ärgernis für mich. Mich stört, dass sie den Lift nimmt. Sie tut es mit einer Selbstgefälligkeit, die mir zuwider ist. Ausserdem macht sie so ein Gesicht – ein miesepetriges, überllauniges Gesicht. Jeden Morgen frage ich mich, ob mir nicht zuwider ist, dass sei mir zuwider ist, also meine Gefühle ihr gegenüber. Ich kann weder das eine noch das andere ändern.

Donnerstag, 1. Februar 2007

Burning Sand

Ein ganz nettes Programm, mit dem man Stunden vertreiben kann - Sand in allen Farben und formen auf verschiedenste Arten zu "verbrennen" - ist von Max Nagel und macht Spass. Leider nur unter Windows - schaut man sich den Screenshot genau an, sieht man auch, wie nett mit Parallels auf meinem MacBook Windows und OS X gleichzeitig laufen. Auch das macht Spass.