Datenschutz wäre ein hehres Anliegen - irgendwelche Daten so zu schützen, dass sie niemand einsehen kann, ausser den Leuten, die das dürfen und müssen. Dass Datenschutz ein einigermassen heuchlerisches Unterfangen ist, dürfte aus meinen Überlegungen zu Teledata (hier und hier), einem Dienst, der zahlenden Kunden erlaubt, Daten von allen in der Schweiz lebenden Menschen ohne ihr Wissen abzufragen, klar geworden sein. Es gibt andere Beispiele; die Hooligandatenbank Hoogan, Kontoinformationen auf der Bank usw.
Nun entsteht an diesen Punkten das Problem, dass gesammelte Daten nur einem eingeschränkten Personenkreis einsehbar sind - woraus sich ableiten lässt, dass Daten entweder: Von niemandem einsehbar sein sollten, oder dann von allen.
Das zweite Prinzip gilt bei vielen Steuererklärungen oder Betreibungsauszügen, die von jedermann angeschaut werden können. Ebenso verhält sich Web 2.0: Dank Mobile Scrobbler auf dem iPhone (und AirTunes) kann hier jedes Lied sehen, das ich mir anhöre. Ebenso kann man sich bei Nike registrieren und jeden gelaufenen Kilometer innerhalb einer Community austauschen. Bald wird also über jeden Wissen, was er für Musik hört, wie weit er jeden Tag joggt und und und.
Wenn hier paranoide Gedanken einsetzen, muss man nur noch ein wenig weiterdenken, und alles wird besser: Wenn wir auch von allen Leuten wüssten, wie viel Geld sie auf dem Konto haben, von allen, wann sie ins Bett gehen und wann sie aufstehen, von allen alle SMS lesen könnten und und und - dann könnte sich niemand mehr einen Vorteil verschaffen, in dem sie an diese Daten herankommen. Natürlich sollte das nicht das Ziel sein - aber Web 2.0 ist unproblematisch, weil es sich um demokratisch geteilte Informationen, handelt bei denen alle die gleichen Rechte haben und sich dessen auch bewusst sind. (Google dürfte hier aber eine Ausnahme darstellen, man vergleiche das Dossier in der WoZ.)
Man könnte in einer Art Charta fordern, dass
- Informationen, die gesammelt werden, allen Betroffenen zugänglich gemacht werden müssen
- es keine technischen Hürden geben darf, die das Einsehen der Informationen erschweren
- es grosse rechtliche Hürden braucht, um unterschiedliche Rechte zu vergeben, also z.B. auf Behörden und Polizei beschränkte
- es keine selektiven Datensammlungen (z.B. Hooligans, Linkautonome etc.) geben darf, bei denen diffuse Kriterien zum Zug kommen, sondern nur integrale (wer war alles an einem Fussballspiel).
2 Kommentare:
Neben der Charta wäre wohl eine allgemeine Sensibilisierung in Sachen Datenschutz auch nicht schlecht. Scheinbar stört es Leute nicht, in irgendwelchen Datenbanken eingetragen zu sein wo Daten stehen die Schlichtweg falsch sind, oder ohne ihr Wissen eingetragen werden. Ein weiterer Punkt auf der Charta könnte also der sein, dass man die "Eingetragenen" über die Daten informieren müsste und einen Zeitraum zur Verfügung stellen müsste in dem man gegen die falsche Darstellung o.Ä. protestieren könnte.
Ein weiterer Punkt der Sensibilisierung, ist der, dass vielen Leuten nicht klar ist, dass sie im laschem Umgang mit Daten, grossen Schaden anrichten können. Von wem wurden nicht auch schon Fotos an Partys gemacht, die man lieber nicht in fremden Fingern sehen würde? Diese Bilder werden dann auf irgendwelche Seiten hochgeladen worüber man so gut wie keinen Einfluss mehr macht. Könnte doch gut sein das in ein paar Jahren der Arbeitgeber vor dem Bewerbungsgespräch schnell alle Bewerber "abgoogelt" und nach Peinlichkeit oder Unseriosität der Daten nach ordnet und sich denjenigen einlädt der keine solche Daten im Internet hatte...Ich bin schon gespannt auf die Präsidentenwahlen in den USA in ein paar Jahren..heute sind es nur Geschichten, in ein paar Jahren Fotos/Videos :D
Übrigens, ein interessantes Projekt ist http://www.123people.com/de ..dank Web2.0 kann man irgendeinen Namen eingeben und die Seite findet alle Informationen die im Internet zu zu diesem Namen eingetragen sind. Telefonnummer, Email, Wiki-Einträge, Social-Network EInträge...alles wo der Name irgendwie öffentlich verfügbar ist.
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