Samstag, 13. Januar 2007

Geldspiel

Als mehr oder weniger starker Spielsüchtiger ein paar Kommentare zum Thema Geldspiel in der Schweiz:
1. Geldspielautomaten sind verboten.
Orte, wo meine Geldspielsucht erste Blüten getragen hat (Spielsalons, Restaurante, Bars) bieten heute lediglich noch die Möglichkeit zum "Geschicklichkeitsspiel" - das sind Spiele, bei denen man kein Geld gewinnen kann, sondern nur welches verlieren.
2. In Casinos sind Geldspielautomaten weiterhin erlaubt.
Man sollte sich mal ein Bild davon machen - woher die herrlichen Steuermillionen beispielsweise für die Stadt Baden kommen. Wie Detlef Brose, CEO dieses Kasinos unlängst verlauten liess, mache das Kasino einen Bruchteil seines Gewinnes mit Pokerspielern - die jungen Leute müssten mit attraktiven Angeboten dazu gebracht werden, an den Slot Machines zu spielen. Diese Hallen sind bevölkert von Leuten, die manisch Geldscheine in Maschinen lassen, sich zu Wutasbrüchen hinreissen lassen, manchmal ganz traurig in die Leere starren und so aussehen, als erhielten sie Sozialhilfebeiträge (was nicht falsch sein muss). Fazit: Geldspiel für Süchtige ist weiterhin bestens möglich.
3. Lose und Lotto.
An jedem Kiosk kann Glücksspiel betrieben werden. Man kann aus einem breiten Sortiment farbiger Lose auswählen, deren Auszahlungsstruktur zwar transparent, aber unvorteilhaft für jeden Käufer ist.
4. Internet.
Geld- und Glücksspiel im Internet ist für jede Schweizerin, jeden Schweizer möglich. Ohne Zugangsbeschränkung (ausser den nötigen Kredikarten) können dort alle Arten von Glücksspielen gespielt werden, auch Wetten aller Art sind möglich.
5. Fernsehspiele.
Nach einer kurzen Sendepause sind die Ratespiele auf den Privatsendern wieder da. Wie die funktionieren, zeigt ein ARD-Beitrag. Nicht alle sind so schlimm, aber auch hier sind es wieder Leute, die es sich kaum leisten können (sonst würden sie zu diesen Tageszeiten nämlich arbeiten oder schlafen), die viel Geld verlieren. Zudem gibt es keinen Schutz für Minderjährige, letztlich kann das Alter eines Anrufers nicht überprüft werden.
Fazit:
Glücks- und Geldspiel sollte in der Schweiz zu 100% verboten werden. IP-Adressen von Internetkasinos gehören blockiert, alle Kasinos geschlossen und Lose wie auch Lotto verboten. Klar findet Sport- und Kulturförderung über Lotterien statt, klar nimmt der Staat einige Steuermillionen ein - doch anders als beim Rauchen und Tanken wird ja nicht der Anreiz reduziert (Steuern verteueren die Güter), sondern sogar die Möglichkeit erst geschaffen. Spielsucht ist ein ernstes Problem und es geht nicht an, dass die Süchtigen so zum Staatshaushalt beitragen. Steuererhöhungen tätens auch. (Zudem ist die Vergabe von Kasinolizenzen ein recht problematisches Vorgehen in einem ohnehin regulierten Markt.)
Und der Lottospieler, der jede Woch seine zwei Tipps abgegeben hat und von der Million geträumt hat - der wird auch von was anderem träumen können.

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Deine repressive Haltung zum Thema "Geldspiel" überrascht mich etwas. Zugegebenermassen ist Spielsucht, wie die meisten anderen Süchte auch, für den Einzelnen eine ernste Angelegenheit, die ins private und gesellschaftliche Verderben führen kann.

Der Schaden für die Gesellschaft als Ganzes ist meines Erachtens aber nicht vergleichbar zu anderen, staatlich sanktionierten Suchthandlungen (Rauchen, Drogen, etc.). Aufgrund meiner eigenen, beschränkten Erfahrung als Casinobesucher vermute ich, dass die Mehrheit der Casinobesucher durchaus mit der Verlockung "Geldspiel" umgehen kann. Interessant wäre es der Frage nachzugehen, ob diese Gelegenheitsspieler einen nennenswerten Anteil an die Erträge des Casinos beisteuern, oder ob sich ein Casino rein durch die Gewohnheits- und Suchtspieler finanziert.

Ein Verbot von Casinos, Lotto und Losen ist für mich aus liberalen Sicht ein unzulässiger Eingriff in die Wirtschafts- und Gewerbefreiheit, ohne eine ausreichende gesellschaftliche Legitimation.

Anonym hat gesagt…

...im forum www.callintv.de kann man ebenfalls eine menge über die sender erfahren und nachlesen....