Mittwoch, 31. Januar 2007

Aktualität

Die Aktualität eines Buches, eines Theaterstücks oder eines Film ist eine massgebende Komponente in seiner Rezeption - was aktuell ist, wird gelesen, gespielt, geschaut; so könnte man denken.
Betrachtet man Werke wie Hamlet - A Denmark Corporation oder Hitchcocks' Vertigo, so gibt es zwei Erkenntnisse über Aktualität (so bin ich auf das Thema gestossen):
a) Aktualität, so zeigt die Hamlet-Adaption, ist nicht mit Synchronizität zu verwechseln. Nur weil etwas so aussieht, als gehörte es in die heutige Welt, bedeutet das noch nicht, dass es aktuell ist.
b) Vertigo hingegen war bei seinem Erscheinen noch nicht aktuell, was der geringe Erfolg deutlich zeigt, schaffte es jedoch rund 10 Jahre später sowohl vom Publikum als auch von der Kritik als aussagekräftig - und aktuell - aufgenommen zu werden.
Damit ist noch nicht erfasst, was Aktualität eigentlich ist. Ich gehe davon aus, dass es die Funktion von Kunst im Allgemeinen ist, uns die Kontingenz der Realität aufzuzeigen. Was ist, muss nicht sein - das könnte die abgekürzte Formel für jede Art von Kunst sein. Aktualität setzt nun beim "was ist" ein - damit ein Kunstwerk aktuell ist, muss es etwas über die heutigen Zustände aussagen. Die Formel an sich genügt dafür nicht - Die Weber ist heute kein aktuelles Stück mehr, weil es weder was über heutige Arbeitsbedingungen noch etwas über heutige Familienstrukturen besagt, es ist lediglich ein Zeitdokument (und als solches durchaus wertvoll).
Was verhindert nun die Aktualität des Hamlet-Films und ermöglicht die Aktualität von Vertigo? Hamlet ist, anders als Ethan Hawke meint, gerade nicht das Drama von Kurt Cobain. Cobain war im Grunde ein egoistischer Nihilist - alles ist scheissegal und wird scheissegal sein, yeah, yeah. Hamlet erstickt an seiner Verantwortung, wär ihm alles scheissegal, dann könnt er ja den Plausch mit Rosenkranz und Guildenstern in England noch fast geniessen, schliesslich gibt sich Laertes in Paris auch Wein, Weib und Gesang hin. Hamlet geht tiefer, er stellt Grundfragen (Wie orientiert man sich ohne Vater? Wie geht man mit dem Begehren nach der Mutter um? Was kann, darf, soll Liebe?) - die ihre Aktualität nie verlieren. Hamlet ist gerade nichts scheissegal.
Vertigo ist ganz ähnlich, nur spricht der Film (man schaue sich Zizeks Film an) die Struktur unserer Phantasien an - wie auch unsere Albträume.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

der artikel hat mich nachdenklich gemacht. wobei ich allerdings schon finde, dass gruende wie armut und stress auch im alter (mehr und mehr) einen gewissen ausschlag geben koennen zur flasche zu greifen. in jedem fall ist die aussage “man kan noch so viel vom leben haben” natuerlich nur zu unterstreichen!!! zudem verkraftet ein junger koerper wahrscheinlich eher ein glas mehr als ein aelterer mensch. ein gewisser warnschuss darf hier also ruhig erfolgen…

Anonym hat gesagt…

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