Freitag, 29. Mai 2009

Alles ganz anders

Ich hab mir die Sache noch einmal überlegt, die Sache mit dem Betteln. Flos historisch-staatspolitischer Exkurs in Ehren (sie gebührt ja wohl auch ihm), das Problem liegt bei mir:
Bettelnde Menschen stellen einen Anspruch an mein Mitleid. Mitleid würde ich gerne nach klaren Kriterien vergeben: Kälber mit wuscheligem Fell, welche an der Mutter Euter säugen, bemitleide ich dafür, dass sie dereinst geschlachtet werden, Schweine hingegen weniger. (Bereits hier sieht man, dass mit meinem Mitleid wohl etwas nicht ganz stimmt.) Bettler bemitleide ich generell, aber eben: Vor allem im Ausland.
Nun ist es relativ feige, für meine Überforderung (und diejenige des Mitleids in mir) eine staatliche Lösung fordern zu wollen. Deshalb: Wer betteln will, soll betteln können. Schon allein die Tatsache, dass jemand einen Tag in einer Unterführung bettelt, ist ja irgendwie beunruhigend, auch wenn man damit möglicherweise Geld verdienen kann. Wenn ich wirklich finde, die Person verdiene mehr als ich, könnte ich das ja auch tun, eigentlich.
Für einmal von mir die Forderung nach weniger Staat, deshalb.

***

Und ich schließe - in Bezug auf den Staat - gleich noch meinen Unmut über die politische Handhabung der Kosten im Gesundheitswesen an. Unser System idiotisch zu nennen und unser Parlament korrput scheint irgendwie übertrieben zu sein - aber anders kann mans wohl nicht sagen. Wie kann man bei einer obligatorischen Grundversicherung mit vorgeschriebenem Leistungskatalog davon ausgehen, Wettbewerb bringe eine Kostenreduktion?

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Was ich so in den Zeitungen lese verstehe ich als einen Kampf ums Rechthaben im Gesundheitswesen...

Was die Privatisierung der 2. Rente angeht, haben wir ja gesehen, wie das BVG keine Sicherheiten bietet.

Ich sehe nicht ein, wieso private Krankenversicherungen an unserer Gesundheit Profite erwirtschaften sollten.

Jedenfalls ist es merk-würdig, dass die SUVA seit einiger Zeit Begierden von Privatversicherern weckt.

Auch mit der Post wollen die Privaten nicht von ihrer risikoreichen Privatiesierung lassen.

Die Schaumschlägerei dient nur dazu, solidarische Einrichtungen in Verruf zu bringen und den Privaten neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschliessen...

Unter dem Feudalismus war alles privat und da blühte das Bettelwesen. Heute sollen wieder viele Leistungen nicht mehr solidarisch beansprucht, sondern einzeln erbettelt werden.

Wenn das nur auch in den Etagen der Banken und Versicherungen so wäre. Da wird nur gefordert und bei der Politik sackweise Kapital abgeholt!

Doch wer wagt es, einen Überblick über dies alles zu geben?

Beryl hat gesagt…

Ich mag den Anblick von Bettlern auch nicht.
Einerseits weil es mir ja gut geht und ich meistens dennoch nichts gebe, mit der Entschuldigung im Hinterkopf, dass ich ja Schülerin bin. Andererseits weil sie mich daran erinnern, das die Welt noch lange nicht in Ordnung ist, auch hier in der Schweiz nicht.
Auch kann ich diese Menschen nicht verstehen. Ich könnte nicht betteln. Die abeschätzigen Blicke der Passanten, dieses ständige auf die Nerven gehen, dies Hilflosigkeit, ich könnte es nicht ertragen. Ich glaube fest daran, dass alle Menschen diesen Stolz besitzen. Was geht in einem Mensch vor, der diesen Stolz aufgibt?
Jetzt da ich dies schreibe, bin ich neugierig geworden. ich überlege mir, ob ich den nächsten Bettler nicht einfach fragen sollte, warum er bettelt und wofür er das Geld braucht. Ein bisschen Zeit hat man ja immer und viellicht wird sich dann auch meine Beklemmung legen?

Philippe Wampfler hat gesagt…

Das zu tun habe ich mir auch vorgenommen, als ich den zweiten Post verfasst habe…