Dienstag, 12. Juni 2007

Undercover Economist

Tim Hartford nennt sich Undercover Economist. Seine Aussagen sind recht aufschlussreich, gerade wenn man viel vielfältigen Reaktionen auf das Bundesgerichtsurteil bezüglich Besteuerung in Obwalden betrachtet.
Hartford sagt grundsätzlich:

1. Der ideale freie Markt bestimmt für jedes Produkt, wie viel es den Beteiligten Wert ist. Er ist die effizienteste Form des Tausches, d.h. wenn er spielt, dann kann niemand seine Position verbessern, ohne jemand anderem zu schaden.

2. Der Markt kann nicht spielen, wenn
a) Jemand über ein knappes Gut verfügt.
b) Wenn asymmetrische Informationen über etwas vorhanden sind.
c) Wenn externe Kosten verursacht werden, die nicht in Betracht gezogen werden.
d) Wenn gleichzeitig eine Umverteilung vorgenommen wird.

3. Steuern verunmöglichen häufig das Spiel des freien Marktes. Effizient sind Steuern, die an einem Startpunkt vorgenommen werden und die Spielregeln nicht beeinflussen.

Was heisst das für Obwalden? Obwalden ist selber Player im Markt - die Steuern sind ein Preis, den man zahlen muss, um in Obwalden zu wohnen. Dabei sinkt der Preis, je mehr Leute dort wohnen - insbesondere Reiche. Gleichzeitig greift Obwalden mit Steuern in den Markt ein, v.a. in die Löhne. Daraus ergeben sich zwei Effekte, die man nicht leicht voneinander trennen kann. Daraus folgen, mit Hartford, wohl zwei Dinge:
1. Nur eine Form von absoluten Steuern (einem einmaligen Betrag) ist effizient. Wobei dieser Betrag durchaus vom Einkommen abhängen kann, also absolut-progressiv sein kann, aber nicht relativ. Für jede Person muss es gleich interessant sein, mehr zu verdienen. Aber nicht alle müssen gleich viel Steuern zahlen (flat-tax). Bei den Steuern kann durchaus eine Umverteilung vorgenommen werden, aber sie darf den Markt nicht hemmen.
2. Der Steuerwettbewerb müsste entweder völlig liberalisiert oder abgeschafft werden. Grundsätzlich kann man sich fragen, ob der Staat überhaupt Aufgaben übernehmen soll oder ob er nicht immer den Markt hemmt und so verdeckt, wie viel etwas für jemanden Wert ist.

Und mal ganz grundsätzlich: Das Theorem vom freien Markt wäre dann gültig, wenn es eben keine Hemmnisse gäbe. Da aber Preisabsprachen und lokale Knappheiten nicht wegzudenken sind (ich habe nicht überall mehrere Anbieter eines Gutes zur Verfügung), gibt es dieses Ideal nie und es kann nicht immer hinzugezogen werden, um Dinge zu erklären bzw. Folgerungen zu ziehen. Nehmen wir mein Lieblingsbeispiel: Krankenkassen. Sie bieten ein so knappes Gut an, das zudem von Anbietern stammen, die wiederum über knappe Güter verfügen, kann der Wettbewerb auf dieser Stufe nicht dazu dienen, einen fairen Preis zu finden.

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