Montag, 18. Juni 2007

Daten"schutz"?

Seit ich nun bei Teledata nachzuhaken gedenke (ein knappster Zwischenbericht: Ein Testaccount hat mir nur Handelsregisterdaten geliefert, die zwar interessant, aber nicht mit Bonitätsdaten vergleichbar sind), werde ich zum Datenschutzspürhund. Zwei Beobachtungen dazu:

1. Jemand „besitzt“ meinen Datensatz, z.B. Die Post. Durch eine obskure Formel auf dem Umzugsformular („Ihre Adresse darf bei Anfrage an Dritte weitergegeben werden“), die Bedingung für das kostenfreie Nachsenden ist, erhält dieses Unternehmen das Recht, meine Daten zu verkaufen („bei Anfrage“ heisst dann natürlich nicht, jemand interessiert sich für genau meine Adresse, sondern z.B. für alle Adressen der Neuzuzüger eines Quartiers etc.).
Konsequenz: Wenn ein Unternehmen Daten von mir verkauft, müsste es dafür von mir eine konkrete Einwilligung erhalten und ich darüber informieren.

2. Im Tagi von heute wird der gläserne Patient als eine Art Horrorvision dargestellt. Versicherer, so die Argumentation, hätten dann relevante Daten über die Versicherten. Nun scheinen gerade solche Dienstleistungen im Gesundheitswesen auf fundamentaler Informationsasymmetrie zu beruhen: Der Versicherte weiss etwas, was der Versicherer nicht weiss. Auf dieser Basis ist wohl schwer ein fairer Preis für eine Dienstleistung festzumachen. Andererseits gibt es das Prinzip der Solidarität. Wer weniger gesund ist, soll dafür nicht finanziell bestraft werden.
Dieses Prinzip scheint im schweizerischen Gesundheitswesen nur für die Grundleistungen zu bestehen, und selbst da gibt es Ausnahmen, z.B. gibt es nur eine reduzierte Wohnortssolidarität, eine reduzierte Alterssolidarität und auch eine Art Verhaltenssolidarität soll aufgekündet werden, z.B. für Raucher etc.
Die Frage ist wohl letztlich, was Solidarität genau sein soll und was nicht. Eine faire obligatorische Grundversicherung ist wohl nichts anderes als eine Infrastruktur, die allen zur Verfügung gestellt wird und die auch gleich über Steuern abgerechnet werden könnte. Die Preisstruktur ist unübersichtlich und der Wettbewerb sinnlos. Bei Zusatz- und anderen Versicherungen verhält sich dies jedoch anders: Wenn ich erhöhtes Herzinfarktrisiko habe und deshalb eine Lebensversicherung abschliesse, so sollte der Versicherer seine Prämie auf meinen Gesundheitszustand abstützen können. Ist das nicht der Fall, so verlieren letztlich die Preise für diese Versicherungen ihren Sinn und ihre Funktion.
Zurück zum gläsernen Patienten, der durch eine Digitalisierung der Daten möglich würde. Man betrachte mal die Ausgangslage: Lasse ich mich bei drei verschiedenen Doktoren behandeln und beziehe ich meine Medikamente von vier verschiedenen Apotheken, so führen insgesamt sieben Stellen ein Dossier, in denen Daten enthalten sind, aber eben nicht alle Daten. Der Patient ist für den Abgleich komplexer Daten verantwortlich, die mittels einer Digitalisierung sehr einfach koordiniert werden könnten. Dabei wäre es sogar möglich, dass nur relevante Daten an die jeweiligen Fachpersonen ausgegeben werden, zudem könnten die Daten recht einfach verschlüsselt werden, dass sie nur mit dem Einverständnis des Patienten einsehbar würden (z.B. sieht ein Arzt all meine Rezepte nur, wenn ich das will – oder wenn ein neues Rezept in einen gesundheitsgefährdenden Konflikt mit einem bestehenden geraten würde).

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