Freitag, 21. Dezember 2007

Swissness

Ich gestehe es: Neuerdings lese ich das SVP-Forum, also so ziemlich genau eine Woche. Natürlich total sporadisch, selektiv und rein zu Unterhaltungszwecken. Aus ähnlichen Motiven hatte ich vor, mich da mal zu erkundigen, was denn eigentlich die Schweiz bietet, um darauf stolz zu sein. Es hat nämlich im letzten Jahr gemäss dem Sorgenbarometer der CS eine Zunahme des der stolzen Schweizerinnern und Schweizer gegeben: Neu sind 86% aller SuS stolz darauf, eben dies zu sein - die Hälfte davon, also 43% (+22%) sind zudem »sehr stolz«, SuS zu sein. Swissness, so zeigen auch Mediendebatten, ist im Schwange, für die Euro 08 (auf die man wohl auch schon stolz sein darf) ist ein neues Hoch an Pop-Nationalismus vorauszusehen.
Da fragt man sich, worauf man denn so stolz ist:

  • Ist es die schweizerische Tüchtigkeit, Zuverlässigkeit, Sauberkeit ...?
  • Sind es politische Aspekte - dass wir ein demokratisches System haben?
  • Sind wir stolz auf geografische Aspekte unseres Landes?
  • Auf unser finanzielles Wohlergehen?
  • ...
Da suche ich nun nach Antworten und hätte gedacht, die SVP hätte welche parat (ich meine das ganz ehrlich, ich verstehe es nämlich wirklich nicht). Und möchte zudem wissen, was denn die Schweiz und ihre Bürgerinnen und Bürger von allen anderen unterscheidet - was haben, können, sind wir, was andere nicht sind? Warum sind gerade wir Schweizer - und die ennet der Grenze nicht? Und was hat ein durchschnittlicher Kroate, Portugiese, Kenianer, Argentinier und eine durchschnittliche Chinesin, Deutsche, Indierin, Thailänderin nicht, was wir schon haben? Fragen über Fragen und dabei ist doch schon bald Weihnachten.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Kann man nicht einfach stolz darauf sein eine Heimat und Wurzeln zu haben?
Wären all diese Schweizer nicht genau so stolz auf Deutschland, wenn sie Deutsche wären?

Philippe Wampfler hat gesagt…

Natürlich kann man das - aber warum kommt es zu einer Zunahme dieses Nationalstolzes? (Und natürlich will ich auch darauf hinaus, dass dieser an sich positive Stolz auch zu einer Form von Nationalismus führen kann, die wenig Positives hat...)

Anonym hat gesagt…

Vielleicht weil die Zeit vorbei ist, während der man seinen Nationalstolz für sich behalten musste..

Philippe Wampfler hat gesagt…

Und wer oder was hätte einen daran gehindert, diesen Stolz zu äussern? (Habe auch noch mal über diese Heimat/Wurzel nachgedacht - ist jemandes Heimat "die Schweiz"? Oder die "Wurzel"? All das scheint mir reichlich abstrakt... Ein Dorf, eine Region, all das könnte ich dem Begriff "Heimat" zuordnen. Aber natürlich: Das sind sehr subjektive Dinge, die von allen Leuten anders erlebt werden.)

. hat gesagt…

Stolz bzw. Nationalstolz sagt mir persönlich gar nichts. Vielleicht liegt es aber auch daran das ich Bürger von drei verschiedenen Staaten bin und mich somit eher als Europäer statt Schweizer sehe. Ich bin nicht stolz Schweizer zu sein, aber genau so wenig bin ich stolz darauf Pole oder Slowake zu sein. Wieso auch? Ich kann ja erstens "nichts" dafür Schweizer zu sein, und zweitens habe ich für das nationale Wohlergehen bisweilen nicht sonderlich viel leisten können. Wobei das nicht heissen soll, das ich nicht froh bin hier leben zu dürfen und mich mit der Schweiz zu identifizieren zu können. Damit hat Stolz imho aber wenig zu tun. Der Begriff Stolz wird imho einfach zu oft gebraucht. Wer war schliesslich nicht Stolz oder wenigstens "Fan" der Schweizer Nati im Sommer 06 ? Aber um nochmal auf Ihr Thema zurückzukommen: Swissness ist, so glaube ich, einfach eine Missinterpretation von Stolz. Klar kann man froh sein Schweizer zu sein, man kann Freude an den Alpen und der SBB haben. Mann darf auch im Ausland voller "Freude" über die Schweiz berichten, aber Stolz darauf sein? Wäre doch mal interessant die Frage im SVP-Forum zu stellen ;)