Donnerstag, 11. Oktober 2007

Alle paar Monate wieder

Linke »Chaoten« tauchen alle paar Monate prominent in den Schweizer Medien auf. Nicht ganz unverschuldet, aber ohne Reaktionen zu provozieren, die über einen Kommentar zur Strategie der Polizei (und damit einem Zuschieben des Schwarzen Peters), der Konstatierung einer Verniedlichung von Gewalttätigen durch linke Politikerinnen und Politiker oder Beschreibungen der Zerstörung und Opfer hinausgehen.

Die Formen von Gewalt werden als eine Art Naturphänomen behandelt, die auftauchen, mit denen man umgehen muss, ohne wirklich etwas dagegen zu unternehmen. Ein Bild gewinnen die Chaoten in Beschreibungen als »Wohlstandsverwahrloste«, »Hooligans« und »Secondos«; womit Langeweile, Gewaltlust und Integrationsprobleme als Gründe für diese Gewalt implizit genannt werden.

Die Äusserungen von Chaoten, die der umtriebige Berner Polemiker Engeler in der Weltwoche zitiert, wonach Politik nichts bewirke, scheinen aber nicht so weit von den Tatsachen entfernt zu sein. Es liegt mir fern, zu sagen, solche Gewaltausbrüche werden direkt von dieser oder jener Gruppierung provoziert, auch die SVP, so schmeichelhaft es für sie vielleicht wäre, wenn sie so heftige Ausbrüche provozieren könnte, zeigt in den relevanten Punkten eine grenzenlose Naivität.

Eine Bereitschaft zu Gewalt in einem solchen Ausmass muss tiefer reichende Gründe haben. Sozialstudien, Vorlieben und andere Aspekte reichen nicht aus, um das Phänomen zu erfassen. Es handelt sich um gesellschaftliche Strukturen, die jenseits von aller politischen Beeinflussbarkeit liegen, unser Zusammenleben aber entscheidend beeinflussen. Gründe, warum fast alle Schweizer bereit sind, so viel zu arbeiten, dass ein ausgeglichenes Privatleben kaum möglich ist, liegen in einer verinnerlichten Disziplinierung, die ebenfalls beinhaltet, dass wir uns drei Mal täglich die Zähne putzen, den Abfall trennen und in die dritte Säule einzahlen. All diese Dinge, die uns erscheinen, als täten wir sie aus freien Stücken, beschränken und beschneiden unseren Alltag, ohne dass wir das wahrnehmen oder artikulieren könnten. Zähneputzen und Abfalltrennen an sich ist nichts Problematisches, aber eine Regulierung des Lebens in einem solchen Mass erzeugt Widerstände; die sich in keiner Form von Opposition äussern können.

Für gesellschaftliche Prozesse ist niemand verantwortlich zu machen. Der Chef setzt nur die Vorgaben des Managements um, das Management die des Verwaltungsrats, der die der Shareholder - und die sind wir alle, unsere Pensionskassen und ein paar andere; die aber nicht als eine Rendite wollen. Wenn niemand verantwortlich ist, ist auch niemand Ziel eines Widerstandes - und folglich gibt es ab und zu solche Entladungserscheinungen, wie sie alle paar Monate anzutreffen sind.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

POLIZEI! xD