Freitag, 24. Oktober 2008

Ein Nachtrag - Jelink

Elfriede Jelineks, deren Publikationspraxis auch einmal einen Blogeintrag verdient hätte, verarbeitet Haiders Tod literarisch: hier. Lesen, bitte.

Dienstag, 21. Oktober 2008

Opfertod - Thomas Bernhard wird eingeholt

Zum Glück kommt es selten vor, dass die Wirklichkeit die Phantasie übertrifft. Was sich rund um den Tod von Jörg Haider abgespielt hat, konnte man sich ausserhalb Österreichs wohl kaum vorstellen, auch wenn man Thomas Bernhard gelesen hat (und wohl meinte, der habe übertrieben). Einige Eindrücke:Die Ausgangslage.

Dann:

  1. Der Bildungs-Landesrat Uwe Scheuch hat bereits angeordnet, dass am Freitag in den Kärntner Schulen eine obligatorische Gedenkstunde für Jörg Haider abzuhalten sei.
  2. Sämtliche öffentlichen Veranstaltungen wurden in dieser Trauerwoche zwischen dem Ableben des Landeshauptmanns und seiner Beisetzung am kommenden Samstag abgesagt.
  3. In vielen Schaufenstern sind Fotos des Verstorbenen ausgestellt, manche Geschäfte arrangierten Bilder und Würdigungen Haiders zu kleinen Altären.
  4. Uwe Scheuch, der designierte Chef des Kärtner BZÖ (Büdnis Zukunft Österreich), rief bewegt aus Haider sei für Kärnten den Opfertod gestorben.
  5. Der Klerus spielt offenbar voll mit bei der Verklärung:














Wenn ein Bundesland einen »Opfertod« braucht, bei dem sich ein Landeshauptmann im Vollrausch auf einer seiner Landstrassen überschlägt, dann spricht das wohl für dieses Land. Wenn aber besagter Landeshauptmann auf dem Bärental, seinem Gut, das von den Nazis seinen jüdischen Besitzern enteignet worden ist, begraben wird, dann fragt man sich schon, ob die internationale Gemeinde nicht ein Zeichen setzen müsste: Das man dies so im Europa des 21. Jahrhunderts nicht tolerieren kann.
Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/international/tod_und_verklaerung_im_lande_joerg_haiders_1.1113708.html / NZZ vom 20. Oktober.

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Coop-Inserate

Die Welt ist oft ein wunderlicher Ort, und ihre Bewohner wunderliche Leute. Besonders schön zeigt sich das im Coop, wo wunderliche Leute wunderliche Anliegen haben bzw. sie in einer Form präsentieren, die nicht immer ganz dem gängigen Standard entsprechen könnte:




Donnerstag, 2. Oktober 2008

Ich oder sie...

I am back.
Drei aktuelle Themen, bei denen mich interessiert, ob ich falsch denke - oder andere...

  1. Die SBB ist an ihre Kapazitätsgrenzen gelangt und denkt laut darüber nach, Pendler mit negativen Anreizen dazu zu bewegen, die Stosszeiten zu meiden.
    Reaktion: Ein Aufschrei der Pendler, die - so das beliebte Argument - ihre Arbeitszeiten nicht wählen können.
    Ich: Aber sie können ihren Arbeits- oder Wohnort wählen. Niemand wird zum Pendler gezwungen. Tiefere Steuern in der Agglo und Steuerabzüge für Arbeitsweg sind Anreize zum Pendeln, Aufschläge der SBB korrigieren diese falschen Anreize. Die Schweiz kann es sich nicht leisten, immer mehr Transport zur Verfügung stellen zu müssen, die Leute müssen vermehrt wohnen, wo sie arbeiten.
  2. Finanzkrise. Meine Analogie zu einer Bank wäre ich. Ich habe etwas Geld, verdiene etwas Geld, gebe etwas Geld aus. Nun lege ich das Geld an. Ein bisschen hier, ein bisschen da, aber immer so, dass ein Teil verloren gehen könnte, ohne dass meine Einnahmen, meine Ausgaben, mein restliches Geld gefährdet sind. Nun ist mir klar - eine Bank arbeitet auf einer anderen Komplexitätsstufe. Was ich aber nicht verstehe: Wie kann es sein, dass einige Banken ihre ganze Existenz auf Spiel gesetzt haben (oder das tun mussten, um genügend profitabel zu sein)?
  3. Digitale Downloads seien Diebstahl, habe ich eben in der Zeit gelesen. Wert der Kreativität, Künstler arbeiten nicht für gratis etc. Aber: Wie bemisst sich denn der Wert von etwas - z.B. von einem Musikstück? Die Analogie der Musikindustrie: Der Künstler stellt ein Produkt her, für das Produkt muss bezahlt werden. Fehler in der Analogie: Erstens gibt es kein Produkt, bevor es nicht einen Vertriebskanal gibt, zweitens stimmt das mit dem Bezahlen nicht, weil wir nicht für Laub aus dem Wald bezahlen, sondern nur für Dinge, die rar sind und uns nicht zufliegen.
    Künstler müssten für ihren Aufwand entschädigt werden. Nur werden sie das ohnehin nicht, nur sehr weniger erhalten sehr viel Geld, die meisten erhalten fast nichts. Das hat nichts mit illegalen Downloads zu tun, sondern damit, dass Künstler nicht für ihren Aufwand entschädigt werden, sondern für einen obskuren Erfolg, dessen Bedinungen die einer Industrie sind, die sich wiederum scheinbar an Bedürfnissen der Kunden orientiert, die aber gleichzeitig selbst zu kreieren vermeint.
    Oder noch einmal: Von einer gekauften CD erhält der Künstler im besten Fall 2 Franken. Seine Idee ist pro Song gerade mal 20 Rappen wert. Verkaufe mich digitale Songs für 20 Rappen (die der Künstler erhält), und ich kaufe die Platte. Die Infrastruktur für den Vertrieb stelle ich selbst zur Verfügung, meine Harddisk ist gekauft und nicht gestohlen, mein Internetzugang abonniert und nicht schwarz. Ich brauche die Industrie nicht - und gerade hier liegt das Problem.
  4. Und noch etwas, ich weiss, vier Punkte wären genug, aber was ist mit den Lobbyisten im Schweizer Parlament los? Die Pharmalobby diktiert Abstimmungsergebnisse nach Belieben, Parallelimporte bleiben verunmöglicht, hohe Preise erhalten - ohne dass Argumente in Sichtweite wären. Da denkt man doch, wir lebten in einem wenig korrupten Land.