Sonntag, 23. März 2008

Do not reply

Oft verschicken Firmen Emails von Adressen aus, auf die sie keine Antwort erhalten möchten. Das ist verständlich - gibt es doch speziell dafür angestellte Leute, die verschiedenen Emails zu lesen, die Kunden so schicken können.
Einige Firmen - vor allem in den USA, offenbar - verwenden dafür die Adresse xy@donotreply.com. Im Jahre 2000 hat ein findiger Blogger die Domain donotreply.com gekauft und erhält nun sämtliche Mails, die an diese Adressen geschickt werden, auch die, welche ein System »bounct«, also automatisch zurückschickt. Oft sind darin aber auch die ersten Mail als Reply enthalten. Resultat: Der gute Mann (chet heisst er offenbar) erhält Mails mit privaten Daten von Banktransfers über Materialverschiebungen im Irak bis zu unsicheren Computersystemen.
Liest man den Blog, so wird man selbst als vertrauensvoller Netzbenutzer wie ich etwas verunsichert, hab ich mir doch grad ein .mac-Account gegönnt und synchronisiere nun alle sensiblen Daten mit dem Internet.

Samstag, 15. März 2008

Zugkonversation(en)

Seit Dummheit Mode geworden ist und einem die Zeitungen sagen müssen, dass Marco Polo nicht nur eine Kleidermarke ist, feiert die Textsorte "S-Bahn-Konversation" Urstände. Mit oder ohne Kopfhörer ausgerüstete Menschen belauschen ihre Mitfahrenden in Pendlerzüge - und protokollieren die dann in der Blogsphäre oder in Wochenmagazinen. Nun gut, solchen Eigentümlichkeiten moderner Medien kann ich mich nicht länger verwehren und protokolliere, was meine beiden Gegenüber in der S12 ca. halb eins von Schlieren bis Zürich HB besprochen haben, das das Gespräch auch noch eines meiner Lieblingsthemen, den Buddhismus, berührt:

A (Frau, ca. 18-jährig, unauffällig in Kleidung und Style): »Du weisch, es isch nöd so eifach, de Buddhismus z erkläre.«
B (Mann, gleich alt, gebräunt, blaue Augen, gekleidet wie ein Fussballspieler nach dem Training): «Ja, klar.«
A: »Ich mein, erkläre chan ich das eigentlich scho, na guet, aber nöd so, dass es anderi verstönd.«
B: »Ja, voll.«
A: »Aso zum Bispil d Entstehig vo de Welt. Ich weiss scho, wie mir Buddhiste das verstönd, ich meine, mir glaubed ja ad Ewigkeit und Wiedergeburt und so, aber ebe - ich chan das eifach nöd so erkläre...«
B: »Aber glaubed mir nöd au in Urknall?«
A: (verunsichert) »Urknall? Aso so... ah, ja, villich scho, aso ja, doch Urknall, klar...«
B: »Aso, i dem glaubed mir doch voll wüsseschaftlich, oder?«
A: »Ja, wüsseschaftlich, scho on. Aber da gits ja ganz vil verschiedeni Richtige von Buddhiste, es git sogar sönig, wo glaubed, dass de Buddha en Gott isch.«
B: »Ja, de erlüchteti Buddha, oder?«
A: »Nei, mir sind denn irgendwenn mal erlüchtet, aber de Buddha, aso die glaubed eifach, dass iri Statue en Gott isch.«
B: »Aber tüends en denn nöd so belüchte?«
A: (langsam etwas lustlos) »Ja scho, chan scho si. Aso ich glaub eifach, ich bin denn mal erlüchted. Weisch, durum schrib ich ja aus es Buech. Schribsch du au?«
B: »Ja, schribe, also isch, nei, nöd es Buech, aso ich han fasch kei Zit, ich schribe scho, aber ich chume eifach nie dezue.«
A: »Ja, es brucht scho vil Zit. Mis het scho 28 Site. Es heisst ebe "Die vier Schwestern und die Schatzsuche". Es isch voll Fantasy, so.«
B: »Tönt au so, voll.«
A: (nun am Aussteigen) »Wenn d Zit hesch, chan ich dir scho säge, um was es gaht.«
B: »Mal luege, wenn min Zug fahrt.«

Montag, 10. März 2008

Warum die Erde rund ist - und es doch nicht ist...

Man würde denken, es gebe kaum was Selbstverständlicheres, als dass die Erde rund ist. Man betrachte nur mal einen klassischen Erdaufgang, vom Mond aus gesehen:



Die Selbstverständlichkeit ist eine doppelte: Nämlich erstens, dass ein Blick von aussen verfügbar ist, dass also das, was uns diese Bilder zeigen (wer hat sie aufgenommen? woher wissen wir, dass Sie ein Realität abbilden?), vertrauenswürdig ist, und zweitens, dass wir Aufgänge von Himmelskörper kennen, dass sich die Erde also so verhält, wie andere Himmelskörper auch, was so nicht selbstverständlich ist.
In aller Kürze sollen Argumente aufgezeigt werden, die dafür sprechen, dass die Erde eine Kugel ist - wenn man davon ausgeht, dass ein Blick von ausserhalb der Erde nicht möglich ist.

  1. Von einem Schiff wird zuerst der Mast sichtbar. Also muss sich sein Rumpf unterhalb der Linie unseres Blickes befinden, die Erde also gewölbt sein.
    (Bilder Peter Apian, Antwerpen 1540)



  2. Bei Reisen nach Norden oder Süden verändern die Sternbilder ihre Höhen. Für die Nordhalbkugel kann der Polarstern verwendet werden, um die Position (den Breitengrad) zu bestimmen.
    Deshalb kann von einer Wölbung der Erde ausgegangen werden.



  3. Bei einer Mondfinsternis ist der Schatten der Erde immer als Kreis sichtbar, der ungefähr drei Mal so gross ist wie der Mond. Wäre die Erde keine Kugel, müssten auch andere Schatten sichtbar sein, sofern die Himmelskörper ihre Position verändern.
    (Zuerst wiederum die Darstellung von Apian von 1540 (Quelle), dann die photographische Evidenz.)




  4. Eratosthenes hat ca. 200 Jahre vor Christus schon den Erdradius bemessen. Aus dem unterschiedlichen Einfallswinkel der Sonnenstrahlen hat er mit einem simplen Dreisatz berechnet, wie gross der Umfang der Erde ungefähr sein müsste.









All diese Beweise sind eher Hinweise - keiner ist logisch zu 100% schlüssig und kommt ohne weit reichende Annahmen aus. Interessant ist, dass diese vier Gedankengänge (und es handelt sich wohl um eine komplette Aufzählung, weitere schlagende Argumente gibt es meines Wissens nicht) schon 200 Jahre vor Christus bekannt waren und unter Gelehrten nie in Vergessenheit gerieten. D.h. niemand Wichtiges dachte im Mittelalter daran, die Erde könnte eine Scheibe sein. Dass viele Leute heute denken, das sei das dominierende Weltbild des Mittelalters gewesen, ist dem Mythos der flachen Erde geschuldet, einer seit der Frühaufklärung einsetzenden Tendenz, der Kirche zu unterstellen, sie habe im Mittelalter eine verfehlte Vorstellung von der Form der Welt verbreitet und damit die Ignoranz gefördert, sich wissenschaftsfeindlich verhalten.
Die Erde ist aber keine Kugel und auch kein Ellipsoid. Die Ellipsoidform würde sich von der Überlegung her ableiten, dass die Erde an den Polen aufgrund der stärkeren Rotation abflacht (sehr populärwissenschaftlich gesagt). Das haben Expeditionen im frühen 18. Jahrhundert ergeben, als man herausgefunden hat, dass erstens Pendel nicht überall auf der Erde gleich schnell schwingen (d.h. die Erdanziehung und damit die Entfernung zum Erdmittelpunkt ist nicht überall gleich gross), und dass zweitens gleich grosse Winkel nicht überall auf der Erdkugel gleich lange Strecken ergeben.
Die genaue Form der Erde anzugeben, ist mathematisch praktisch nicht möglich. Physiker verwenden ein Geoid, eine Art Modell, das für jeden Punkt ähnliche Bedingungen annimmt (Link empfehlenswert).
Etwas überzeichnet sind folgende beiden Darstellungen aufschlussreich:

Donnerstag, 6. März 2008

Eine Bestellung

Wenn man was zu essen bestellt, kriegt man einen Zettel... Was da wohl draufsteht?